Bildung als mögliche Antwort
Susanne Wiesinger benennt in ihrem Buch Erfahrungen mit schwierigen Schülerinnen und schülern, die sich einer offenen, demokratischen Gesellschaft (auch) im Namen der Religion verweigern. Dies ist sehr ernst zu nehmen, weil es an den Grundfesten der Gesellschaft rüttelt. Es braucht für die Schulen klare Regeln, aber auch Rückenstärkung für die LehrerInnen durch Fortund Weiterbildungen, wie sie die Pädagogischen Hochschulen praxisbezogen für interkulturelle und interreligiöse Kompetenz oder für Konfliktund Krisenmanagement anbieten.
Die Religion Islam insgesamt jedoch unter Generalverdacht zu stellen, fördert das, was vermieden werden will: Desintegration und Exklusion. Und alle Probleme mangelnder Integration und Sprachfähigkeit pauschal der Religion anzulasten, mag zwar im Trend liegen, scheint aber wohl doch zu wenig lösungsorientiert. Pädagogik setzt auf Einsicht und Kommunikation, vertraut auf die Kraft zum Guten.
Dieses (konfliktträchtige) Gespräch muss zwischen allen Beteiligten (zwischen Jugendlichen, Lehrerinnen und Lehrern, Eltern, Schulbehörden und Religionsgemeinschaften) geführt werden. Solche Gespräche verlangen persönliche Stärke, Toleranz als Aushalten von Spannungen und Unvereinbarkeiten. Konfliktfähigkeit sowie interkulturelle und interreligiöse Kompetenz, die aus einer wertschätzenden Haltung erwachsen, werden in den Brennpunktschulen unumgänglich.
B ildung im umfassenden Sinne des Zielparagraphen der österreichischen Schule – und damit natürlich auch religiöse Bildung im weiten Sinn von Gespräch und Auseinandersetzung im Plural der Religionen und Wertvorstellungen – wird sich als ein wichtiger Weg erweisen, um Radikalisierungen und fundamentalistischen Strömungen vorzubeugen bzw. auch Jugendliche gegen diese zu stärken. Dazu brauchen Schulen und LehrerInnen Unterstützung und Wertschätzung ihrer Arbeit, die dort beginnt, wo ihre Nöte und täglichen Sorgen gehört werden.
arbeitet als Religionspädagoge und Psychotherapeut und ist Leiter des Institutes für Religionspädagogik & Interreligiösen Dialog an der KPH Graz
Pädagogik setzt auf Einsicht und Kommunikation und vertraut auf die Kraft zum Guten.