„Das ist doch ein Wahnsinn“
Was bedeutet es für Wien, wenn Kinder mit Deutsch als Umgangssprache bereits die Minderheit an Schulen sind?
Das ist doch ein Wahnsinn. Warum thematisieren Sie das nicht zumindest so stark wie Rechtsabbiegen bei Rot? Wie konnte es dazu kommen, dass in den Schulen Wiens Deutsch zur Minderheitssprache wurde?“Einige von vielen Reaktionen von Lesern auf den soeben präsentierten Integrationsbericht, die in eine Frage münden: Was bedeutet es für eine Gesellschaft, wenn in Hauptschulen in Wien nur mehr 20 Prozent der Schüler Deutsch als Umgangssprache haben? „Wie konnten Politiker diese Entwicklung beobachten, ohne steuernd einzugreifen?“, fragt eine Leserin. Eine andere glaubt, es werde mittelfristig nicht vertretbar sein, dass christliche Feiertage schulfrei sind, muslimische aber nicht, wenn Christen wie in Wien die Minderheit sind.
Eine Antwort auf all die Fragen liegt auf der Hand: Prozesse, die schleichend langsam vor sich gehen, lassen sich lange ignorieren. Bis sie sich mit voller Wucht bemerkbar machen. Mit voller Wucht? Als ob all dies nicht das Ergebnis eines jahrzehntelangen Prozesses des Wegschauens ist. Keiner, der da wagte, „Stopp“zu rufen, um neu zu definieren, was Schulen meistern können. Kann sein, dass manche zum Ergebnis gekommen wären, dass es an Wiener Hauptschulen möglich ist, chancenreich ins Leben zu starstillschweigend ten, selbst wenn hundert und nicht wie jetzt 82 Prozent eine andere Umgangssprache als Deutsch haben. Eine Meinung, die die Mehrheit eher nicht teilen dürfte. Ja, manche werden sie vertreten, jene, die hoffen, dass „es schon irgendwie funktionieren wird“. Und Bildungsbürger, die den Wert von Multikulti und Fremdsprachen zu schätzen wissen. Das sind ja oft jene, deren Kinder in Nobelbezirken Schulen besuchen, in denen sie neben dem dreisprachigen Multikulti-Kind eines Botschafters sitzen ...