Kleine Zeitung Kaernten

Wenn Männer lieber schießen als reden

In „Cops“exekutiert Regisseur Stefan A. Lukacs einen starken Thriller im Polizeimil­ieu und beschreibt zugleich die Zerrissenh­eit männlicher Selbstbild­er.

- Von Ute Baumhackl

Ganz sicher war es bisher nicht, dass Rekrut Chris eine Karriere bei der Wiener Polizei-Sondereinh­eit Wega bevorsteht. In der Truppe, die ganz auf Härte setzt, ist der überambiti­onierte, aber im Grunde sensible Jungpolizi­st (Laurence Rupp) ein Wackelkand­idat. Bis er bei einem Einsatz einen psychisch kranken Aggressor erschießt. Notwehr, ganz klar: Die Kameraden feiern Chris als Helden.

Der aber leidet nach seinem tödlichen Schuss nicht nur an einem Trauma, das er mit wachsenden Schwierigk­eiten zu verbergen versucht. Auch Zweifel an der Echtheit seiner eigenen Geschichte steigen in ihm auf: Denn was Chris’ Vorgesetzt­er Konstantin (Anton Noori) bei dem fatalen Einsatz getan hat, widerspric­ht allen Deeskalati­onsmethode­n, die man auf der Polizeisch­ule lernt. Beamtenfeh­ler darf es offiziell aber keinen geben: Gesetz des Schweigens.

Was beginnt wie ein klassische­r Polizeithr­iller, verwandelt sich im Handlungsv­erlauf in die dramatisch­e Studie einer bröckelnde­n Männergese­llschaft. Stefan A. Lukacs erkundet in „Cops“Phänomene wie Bruderscha­ftsrituale, Gruppendru­ck, Elitedenke­n, Nibelungen­treue – und beschreibt die Zerrissenh­eit und Ambivalenz heutiger männlicher Selbstbild­er. Daneben gelingt dem Wiener Regisseur auch noch das vielschich­tige Porträt einer Exekutive, die weit diverser ist als ihr öffentlich­es Bild. In dem Film, heuer mit dem Publikumsp­reis der Diagonale ausgezeich­net, brillieren neben Laurence Rupp, der mit enormer Intelligen­z die innere Spannung des jungen Polizisten sichtbar macht, Anna Suk als überforder­te Polizeisch­ülerin und Anton Noori als verzweifel­t um Souveränit­ät ringender Supersheri­ff, während Roland Düringer als fast hippiesker Spezialist für Kriseninte­rvention einen großen kleinen Auftritt hinlegt.

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