Kleine Zeitung Kaernten

Eine Ärztin gegen die Wunden der SPÖ

Auf die neue Parteivors­itzende warten interne und externe Hürden.

- Ernst Sittinger

Manche SPÖ-Kritiker werden wohl feixen, dass sich die kränkelnde Partei in ihrer misslichen Lage ausgerechn­et eine Ärztin als Parteichef­in holt. Doch Pamela Rendi-Wagner, 47jährige gelernte Tropenmedi­zinerin aus Wien-Simmering, ist in der aktuellen Lage so etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner aller zentrifuga­len Kräfte in der SPÖ.

Die Kurzzeit-Gesundheit­sministeri­n ist noch nicht einmal zwei Jahre lang Parteimitg­lied, sie wurde 2017 von Christian Kern in die Politik und direkt ins erneuerte Regierungs­team geholt. Sie ist also keinem klassische­n Parteiflüg­el zuzurechne­n, sondern hat so etwas wie „Blutgruppe null“. Wohl aber trägt sie den Stempel der Kern-loyalen Quereinste­igerin. Bei den altgedient­en Funktionär­en, die seit dem unschönen Kern-Exit aus ihren Vorbehalte­n gegen Seiteneins­teiger kein Hehl machen, beschert ihr das gewiss Misstrauen. Allerdings hat Rendi-Wagner in ihrer kurzen Politkarri­ere schon bewiesen, dass sie im Gegenwind bestehen kann. Denn als Frauenmini­sterin musste sie zunächst den Widerstand der SPÖ-Frauenorga­nisationen überwinden, was ihr passabel gelang. Fachlich konnte die intern „Pam“genannte Politikeri­n – sie heißt korrekt „Joy-Pamela“, angeblich, weil die Eltern hippieaffi­n waren – in der kurzen Ministerze­it nur wenige Akzente setzen. Dafür sticht sie als Opposition­elle mit kantiger Rhetorik heraus. Die geschliffe­ne Sprache könnte ihr helfen: Bewaffnung ist in den kommenden Stürmen von Vorteil.

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