Eine Ärztin gegen die Wunden der SPÖ
Auf die neue Parteivorsitzende warten interne und externe Hürden.
Manche SPÖ-Kritiker werden wohl feixen, dass sich die kränkelnde Partei in ihrer misslichen Lage ausgerechnet eine Ärztin als Parteichefin holt. Doch Pamela Rendi-Wagner, 47jährige gelernte Tropenmedizinerin aus Wien-Simmering, ist in der aktuellen Lage so etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner aller zentrifugalen Kräfte in der SPÖ.
Die Kurzzeit-Gesundheitsministerin ist noch nicht einmal zwei Jahre lang Parteimitglied, sie wurde 2017 von Christian Kern in die Politik und direkt ins erneuerte Regierungsteam geholt. Sie ist also keinem klassischen Parteiflügel zuzurechnen, sondern hat so etwas wie „Blutgruppe null“. Wohl aber trägt sie den Stempel der Kern-loyalen Quereinsteigerin. Bei den altgedienten Funktionären, die seit dem unschönen Kern-Exit aus ihren Vorbehalten gegen Seiteneinsteiger kein Hehl machen, beschert ihr das gewiss Misstrauen. Allerdings hat Rendi-Wagner in ihrer kurzen Politkarriere schon bewiesen, dass sie im Gegenwind bestehen kann. Denn als Frauenministerin musste sie zunächst den Widerstand der SPÖ-Frauenorganisationen überwinden, was ihr passabel gelang. Fachlich konnte die intern „Pam“genannte Politikerin – sie heißt korrekt „Joy-Pamela“, angeblich, weil die Eltern hippieaffin waren – in der kurzen Ministerzeit nur wenige Akzente setzen. Dafür sticht sie als Oppositionelle mit kantiger Rhetorik heraus. Die geschliffene Sprache könnte ihr helfen: Bewaffnung ist in den kommenden Stürmen von Vorteil.