„Ich mache nur etwas, das Freude bereitet“
INTERVIEW. Ernest Hoetzl über seine Doppelfunktion als Chef von Musikverein und Jeunesse, Billard, Mozart & Volksmusik.
Sie sind jetzt das dritte Jahr Chef von Musikverein und Jeunesse. Hat sich diese Doppelfunktion bewährt?
ERNEST HOETZL: Ja, es ist eine tolle Sache. Der Musikverein – 190 Jahre alt und der Tradition verpflichtet – hat Grenzen, inwieweit ich Innovatives machen kann. Mein Publikum will und hat auch ein Recht darauf, zum Beispiel Brahms-Sinfonien zu hören. Aber mir ist es auch ein Anliegen, schräge und alternative Dinge zu kreieren. Das kann ich mit der Jeunesse machen und so Leute, die vielleicht noch nicht so ein Nahverhältnis zur Hochkultur haben, einmal ins Konzert locken.
Das heißt, das Publikum ist eigentlich sehr unterschiedlich? Völlig. Jeunesse impliziert ja auch „jung“, also junge Musiker und junges Publikum. Wenn meine Kollegen im Musikverein sagen, dass unser Publikum überaltert ist, dann antwortete ich immer: Jedes Ding hat seine Zeit. Es geht ja auch ein Teenager nicht in ein Haubenlokal, sondern zu McDonalds. Er muss aber in jungen Jahren lernen, dass so ein Konzert etwas Cooles sein kann – und das ist die Aufgabe der Jeunesse.
So wie morgen der Auftakt mit „Klassik meets Volksmusik“?
Ja, mit dem Projekt habe ich eine tierische Freude. Die Klassik wäre ohne Volksmusik nicht denkbar, denn der Leopold Mozart hat in seiner „Bauernhochzeit“auch die Volksmusikinstrumente seiner Zeit, Drehleier und Dudelsack, mit dabei. Und Günther Antesberger hat eine Suite geschrieben für Altsteirer-Trio, also Harmonika, Hackbrett und Bass und dazu kommt das Orchester mit den 40 jungen Musikern vom Euro Symphony SFK. Es werden viele Volksmusikfans kommen und vielleicht schauen die dann ja auch einmal im Musikverein vorbei. Das ist meine Philosophie.
Und geht das Konzept auf? Ja, insofern, als die Konzerte im Musikverein immer ausverkauft sind.
Was machen Sie richtig?
Ich bin ein Hedonist und mache nur etwas, das Spaß und Freude bereitet. Und diese Freude springt doch auch auf die Menschen über. Außerdem moderiere ich jedes Konzert, das mögen die Leute. Und man darf das Publikum auch nicht überfordern, aber auch nicht unterfordern. Ich setze zum Beispiel beim Eröffnungskonzert des Musikvereins am 12. Oktober zum berühmten dritten Klavierkonzert von Rachmaninow ein sinfonisches Werk, das nicht so bekannt ist, nämlich die 5. Sinfonie von Prokofjew. Das heißt, die Leute haben Vertrautes, aber auch Neues und dadurch bleiben sie auch interessiert.