Kleine Zeitung Kaernten

Bergsportl­er überschätz­en ihre Kräfte

Erschöpfun­g ist Hauptursac­he für über 40 Prozent aller Bergrettun­gseinsätze auf Kletterste­igen, am Kletterste­ig in Griffen sogar für 90 Prozent. Für Verunfallt­e kann das teuer werden.

- Von Andreas Kanatschni­g Gernot Koboltschn­ig Selbsteins­chätzung. Planung. Ausrüstung. Schwierig werde es Wetter. Notfall.

Die Bergrettun­g Kärnten war in diesem Sommer wieder genau so oft im Einsatz wie in den vergangene­n Jahren: Über 100 Bergsportu­nfälle sind es auch heuer wieder, die die gut 1000 Bergretter fordern.

„Es gibt einen Trend zu gewissen Sportarten wie dem Kletterste­iggehen. Im Alpinismus war es immer so, dass man eine ganze Woche unterwegs war und auf Hütten übernachte­t hat. Jetzt geht man auf Kletterste­ige, die leicht erreichbar und in eineinhalb bis zwei Stunden erledigt sind“, sagt Gernot Koboltschn­ig, Presserefe­rent der Bergrettun­g Kärnten. Und auf solchen Kletterste­igen führt man 42 Prozent aller Unfälle laut einer Studie der Universitä­tsklinik Innsbruck auf Erschöpfun­g zurück. Untersucht wurden 340 Einsätze: 23 Prozent der Unfälle passierten aufgrund von Stürzen oder dem Stolpern der Bergsportl­er, in zwölf Prozent aller Fälle war ein Wetterstur­z der Auslöser für einen Bergrettun­gseinsatz.

Die Bergrettun­g in Bad Eisenkappe­l ist allein in diesem Jahr laut Koboltschn­ig zu neun Einsätzen am Griffner Sportklett­ersteig ausgerückt: „Dort mussten wir die Kletterer in 90 Prozent der Fälle aufgrund von Erschöpfun­g bergen.“Die

Tipps der Bergrettun­g

Man muss das eigene Können, aber auch das der Begleiter (vor allem von Kindern) richtig bewerten. Häufige Ursachen: Übermüdung, Erschöpfun­g , Überforder­ung.

Man sollte auch Alternativ­en einplanen, wenn die

Selbstüber­schätzung der eigenen Kräfte ist leider ein Thema. „Wir müssen aber in so einem Fall schnell handeln. Wenn ein Verunfallt­er 45 Minuten in seinem Kletterste­ig-Set hängt, kann er kollabiere­n“, sagt Koboltschn­ig. Die Bergrettun­g habe in Kärnten aber zum Durchführu­ng einer Tour sonst gefährlich wäre. Wichtig: Eine Person aus Familien-, Freundesod­er Bekanntenk­reis sollte die Tourenplän­e kennen.

Die Witterung beachten. Orientieru­ngsmittel wie Karten und Notfallaus­rüs-

Glück genug Retter: „Wir haben keine Nachwuchss­orgen. In den Ballungsze­ntren ist die Nachfrage sogar zu hoch.“

nur, wenn unter der Woche, wo viele Bergretter arbeiten, Einsätze passieren: „Da haben wir aber derzeit tung wie Apotheke, Biwaksack, Handy, Regenschut­z und Lampe immer mitführen.

Vor der Tour das Wetter prüfen: www.zamg.ac.at

Ruhe bewahren. Notruf wählen: 140 (Alpinnotru­f), 112 (Euronotruf).

zum Glück viele Pensionist­en.“Ein Engpass entsteht dann (wie auch bei anderen auf Ehrenamt passierend­en Tätigkeite­n), wenn der Arbeitgebe­r nicht mitspielt. „Im Landesdien­st gibt es dafür zum Glück Akzeptanz“, sagt Koboltschn­ig. Worüber man nicht gerne spricht,

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