Bergsportler überschätzen ihre Kräfte
Erschöpfung ist Hauptursache für über 40 Prozent aller Bergrettungseinsätze auf Klettersteigen, am Klettersteig in Griffen sogar für 90 Prozent. Für Verunfallte kann das teuer werden.
Die Bergrettung Kärnten war in diesem Sommer wieder genau so oft im Einsatz wie in den vergangenen Jahren: Über 100 Bergsportunfälle sind es auch heuer wieder, die die gut 1000 Bergretter fordern.
„Es gibt einen Trend zu gewissen Sportarten wie dem Klettersteiggehen. Im Alpinismus war es immer so, dass man eine ganze Woche unterwegs war und auf Hütten übernachtet hat. Jetzt geht man auf Klettersteige, die leicht erreichbar und in eineinhalb bis zwei Stunden erledigt sind“, sagt Gernot Koboltschnig, Pressereferent der Bergrettung Kärnten. Und auf solchen Klettersteigen führt man 42 Prozent aller Unfälle laut einer Studie der Universitätsklinik Innsbruck auf Erschöpfung zurück. Untersucht wurden 340 Einsätze: 23 Prozent der Unfälle passierten aufgrund von Stürzen oder dem Stolpern der Bergsportler, in zwölf Prozent aller Fälle war ein Wettersturz der Auslöser für einen Bergrettungseinsatz.
Die Bergrettung in Bad Eisenkappel ist allein in diesem Jahr laut Koboltschnig zu neun Einsätzen am Griffner Sportklettersteig ausgerückt: „Dort mussten wir die Kletterer in 90 Prozent der Fälle aufgrund von Erschöpfung bergen.“Die
Tipps der Bergrettung
Man muss das eigene Können, aber auch das der Begleiter (vor allem von Kindern) richtig bewerten. Häufige Ursachen: Übermüdung, Erschöpfung , Überforderung.
Man sollte auch Alternativen einplanen, wenn die
Selbstüberschätzung der eigenen Kräfte ist leider ein Thema. „Wir müssen aber in so einem Fall schnell handeln. Wenn ein Verunfallter 45 Minuten in seinem Klettersteig-Set hängt, kann er kollabieren“, sagt Koboltschnig. Die Bergrettung habe in Kärnten aber zum Durchführung einer Tour sonst gefährlich wäre. Wichtig: Eine Person aus Familien-, Freundesoder Bekanntenkreis sollte die Tourenpläne kennen.
Die Witterung beachten. Orientierungsmittel wie Karten und Notfallausrüs-
Glück genug Retter: „Wir haben keine Nachwuchssorgen. In den Ballungszentren ist die Nachfrage sogar zu hoch.“
nur, wenn unter der Woche, wo viele Bergretter arbeiten, Einsätze passieren: „Da haben wir aber derzeit tung wie Apotheke, Biwaksack, Handy, Regenschutz und Lampe immer mitführen.
Vor der Tour das Wetter prüfen: www.zamg.ac.at
Ruhe bewahren. Notruf wählen: 140 (Alpinnotruf), 112 (Euronotruf).
zum Glück viele Pensionisten.“Ein Engpass entsteht dann (wie auch bei anderen auf Ehrenamt passierenden Tätigkeiten), wenn der Arbeitgeber nicht mitspielt. „Im Landesdienst gibt es dafür zum Glück Akzeptanz“, sagt Koboltschnig. Worüber man nicht gerne spricht,