Vor dem Rennen noch zur Messe
INTERVIEW. Der Österreicher Ferdinand Habsburg (19), Urenkel des letzten Kaisers, zog nach den Formel-3-Rennen in Spielberg ein ehrliches Resümee.
Die Saison ist durchwachsen, die Erwartungshaltung war groß. Welches Resümee ziehen Sie nach Spielberg?
FERDINAND HABSBURG: Ich bin mit hohen Erwartungen hineingegangen und mit vielen Enttäuschungen aus den meisten Wochenenden hinaus. Ich muss noch viel lernen, um das alles schlucken zu können, weil wir einfach auch viele Probleme hatten. Das Auto war nicht das schnellste. Bezüglich Spielberg hatte ich Spaß. Wir waren konstant in den Punkten (5., 8., 6.), das war in jedem Fall positiv.
Sind Sie jemand, der grübelt? Ja, ich bin ein sehr emotionaler Typ. Da gibt es schlaflose Nächte, da ich es nicht packe, was gerade geschehen ist und auch warum. Da stellst du dir die Frage, ob du dir selbst vertrauen kannst, was du machen sollst, denn im Endeffekt gibt es keine Antwort. Auch wenn du eine perfekte Runde fährst, wirst du nur Sechster. Das ist extrem hart. Aber ich schaffe es dennoch, meinen Kopf über Wasser zu halten und hin und wieder gute Ergebnisse zu zeigen, speziell im Regen, dafür brauchst du ein Feingefühl, um alles herauszukitzeln. Doch jeder will unter allen Umständen unschlagbar sein. Das Fahren hab ich nicht verlernt, ich bin nicht schlechter, sondern besser.
Sie sind ein sehr großer Fahrer. Ist das ein Nachteil?
Ich sehe es weder als Vor- oder Nachteil, weil es nicht veränderbar ist. Wenn du gut genug bist, darf es kein Problem sein.
Ihre größten Stärken?
Ich bin ein guter Racer, kann mich aber noch immer und überall verbessern, alles andere wäre naiv zu denken. Ich hab ein Feingefühl für Starts, bin aggressiv, dennoch fair und ich schaffe es aus schlechten Situationen etwas aus mir herauszuholen und gebe niemals auf.
Bei Mick Schumacher sieht man, wie schnell es wieder besser laufen kann.
Er hat etwas in sich gefunden, dass er seine Qualifying-Performance verbessert hat. Es freut mich für ihn, aber ich hoffe, dass es nicht so lange anhält, denn dort will ich auch bald stehen.
Vor Spielberg haben Sie eine Biketour gemacht. Wie kam’s? Stimmt, ich bin inzwischen ein passionierter Motorradfahrer. Bin sozusagen von Wien mit Zwischenstopp Maria Zell, wo ich eine Mittagsmesse erwischt habe, dann weiter nach Spielberg gefahren. In solchen Phasen kann ich völlig abschalten und wieder Kraft tanken. Im Sommer hilft mir der Wassersport, ich surfe sehr gerne.
Was bringt die Zukunft?
Das ist die Millionen-Euro-Frage. Derzeit hab ich keine Ahnung. Ich hoffe, dass ich Rennfahrer bleibe und mich als Profisportler weiterentwickeln kann. Dieses Jahr konnte ich durch die Erfolglosigkeit meinen Job nicht genießen. Egal ob das Auto ein Dach hat oder nicht, ich will wieder Glücksgefühle zurückbekommen.