Kleine Zeitung Kaernten

Hochalpine Großbauste­lle

Großbauste­lle in 2200 Meter Seehöhe: In Heiligenbl­ut werden drei Millionen Euro investiert, um Bürger und die einzige Straße in die Gemeinde zu schützen, die bereits mehrmals verschütte­t wurde.

- Von Camilla Kleinsasse­r

Am Eggerwiese­nkopf hoch über Heiligenbl­ut entsteht ein Lawinensch­utz der Superlativ­e: Für 350 Einzelbauw­erke werden 600 Tonnen

Stahl in 2200 Meter Seehöhe verbaut.

Auf den Zentimeter genau werden die Stahlschne­ebrücken per Helikopter an die Fundamente geliefert, wo sie eingepasst und befestigt werden. Ein Balanceakt für Pilot und Arbeiter am Boden, der höchste Konzentrat­ion verlangt. Immerhin kommt jedes der Stahleleme­nte der in dieser Höhe möglichen Maximallas­t von 1,5 Tonnen für die Bell 205 recht nahe. Aber am Eggerwiese­nkopf oberhalb der Heiligenbl­uter Ortschaft Aichhorn, wo derzeit eine großflächi­ge Lawinensic­herung entsteht, waren seitens der Firma Wucher Helicopter aus Vorarlberg und der Wildbach- und Lawinenver­bauung langjährig­e Profis am Werk.

„In drei bis vier Minuten gelangt eine Stahlschne­ebrücke per Helikopter vom Lagerplatz an ihren Bestimmung­sort. 100 Transporte pro Tag sind möglich“, erklärt Wilfried Klaus, Gebietsbau­leiter der Wildbachun­d Lawinenver­bauung. 350 einzelne Bauwerke wurden nun in etwa 2200 Meter Seehöhe eingepasst. „Früher mussten Seilbahnen errichtet werden, um Einzelteil­e nach oben zu transporti­eren. Mit dem Hubschraub­er geht das schneller

schonender“, sagt Klaus. Für die Sicherheit sind dennoch Eingriffe in die Natur nötig: Im Vorfeld wurden Fundamente errichtet, die mittels Bohranker fünf Meter in den Fels ragen. „Die Bauwerke sollen der Schneebela­stung ja standhalte­n und verhindern, dass sich eine Lawine löst. Die Bauhöhe von

fünf Metern entspricht der Schneehöhe im Extremfall“, erklärt Klaus. „Das Gelände ist teils über 45 Grad steil mit hohen Witterungs­einflüssen. Das ist eine Herausford­erung, die auch Arbeiten am Seil bedeutet. Dazu kommen die Rotorblätt­er des Helikopter­s oft knapp an den Hang. Da muss jeder wisund

sen, wie er sich bewegt.“Für diese Leistungen zollte Landesrat Daniel Fellner vorige Woche bei einem Besuch Respekt: „Es ist fantastisc­h, was die Arbeiter in diesem unwegsamen Gelände zustande bringen.“

Gestartet wurde das Projekt 2015 mit dem Bau eines Forstweges in Abstimmung mit dem Naturschut­z. Von einem „Jahrhunder­tbauwerk“für Heiligenbl­ut spricht Bürgermeis­ter Josef Schachner: „2009 donnerte die letzte Lawine wie aus dem Nichts über die Felsen ins Tal. Die B 107 – die einzige Straße nach Heiligenbl­ut – war ver- schüttet, Häuser waren beschädigt. Zum Glück wurde niemand verletzt. Zum Schutz der Bürger und Gäste sowie für die Erreichbar­keit von Heiligenbl­ut ist die Verbauung wesentlich.“Vom Gegenhang aus hätten Arbeiter früher mit dem Fernglas den Eggerwiese­nkopf beobachtet. „Danach haben wir beurteilt, ob die Straße gesperrt wird. Wir haben auch Messstatio­nen zu Wind und Niederschl­ag aufgestell­t, konnten aber keine Verbesseru­ng der Schutzsitu­ation erreichen. Es war immer ein mulmiges Gefühl“, sagt Schachner. 2019 wird das Projekt mit einem Verwehungs­zaun abgeschlos­sen.

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KK, KK/NOVAK, GEPA
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 ??  ?? Die sogenannte­n Stahlschne­ebrücken wurden mit dem Hubschraub­er eingefloge­n und punktgenau aufgesetzt
Die sogenannte­n Stahlschne­ebrücken wurden mit dem Hubschraub­er eingefloge­n und punktgenau aufgesetzt
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 ?? KK/WLV (4) ?? Die Bauwerke stehen in einem Winkel von etwa 90 Grad zum Hang
KK/WLV (4) Die Bauwerke stehen in einem Winkel von etwa 90 Grad zum Hang
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350 Bauwerke wurden am Eggerwiese­nkopf angebracht

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