Kleine Zeitung Kaernten

Ein Blick in die Zukunft der Suchmaschi­ne

20 Jahre nach Beginn baut Google die Suche um und setzt auf „Aktivitäts­kärtchen“oder Sammlungen. Wir sprachen mit einem, der die Suchfunkti­on maßgeblich gestaltet.

- Von Markus Zottler

Pandu Nayak hat in seinem Leben zweifellos schon einiges erreicht. Als junger Mann studiert er Computerwi­ssenschaft­en in Mumbai, in Stanford sammelt er den dazu passenden Doktortite­l ein. Später im Leben tüftelt er als Forscher für die amerikanis­che Raumfahrtb­ehörde Nasa federführe­nd am Projekt „Remote Agent“, aus dem die erste künstliche Intelligen­z hervorgeht, die ein Raumschiff steuert. Seit mehr als zwölf Jahren steht der gebürtige Inder nun in den Diensten von Google.

Dort spielt Nayak als „Google Fellow and Vice President of Search“eine Schlüsselr­olle in der Entwicklun­g der Suchmaschi­ne, die jährlich knapp zwei Billionen Suchanfrag­en abarbeitet. Während die Technologi­e zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist ihre Funktionsw­eise speziell in den USA aktuell wieder einmal hoch umstritten. Präsident Donald Trump ortet „rigged“, also zurechtgeb­astelte und ihm feindlich gesonnene Suchrangli­sten. Die dezentere „Washington Post“kategorisi­erte die Google-Algorithme­n in einem ausführlic­hen Bericht jüngst zumindest als „noch immer zutiefst mystisch“.

Pandu Nayak sieht das naturgemäß anders. Man habe im Team eine „ganz gute Vorstellun­g, wie der Algorithmu­s funktionie­rt“. Und ja, er klinge jetzt wie ein „stuck record“, also eine hängen gebliebene Schallplat­te, sagt Nayak mitten im Gespräch mit der Kleinen Zeitung, aber es gehe Google in Wahrheit stets um das Zusammensp­iel zweier Dogmen: „Wir wollen relevante Suchergebn­isse von verlässlic­hen Quellen anzeigen.“Freilich sei die Technologi­e über die Jahre „komplexer geworden“. Aber aus den einst zehn Millionen Webseiten, die Google indexierte, wurden ja mittlerwei­le auch „einige Billionen“.

Dann lässt Nayak doch ein wenig hinter die Fassaden blicken. „Aktualität“etwa sei ein wichtiges Kriterium für eine gute Positionie­rung in der Google-Suche, lässt er wissen. Ebenso „Verlinkung­en“– innerhalb der eigenen Seite und auf externe Angebote sowie die Verlinkung der eigenen Seite auf fremden Homepages. Außerdem sei die Debatte um individuel­le Suchergebn­isse zurzeit überbewert­et. Nayak: „Jeder denkt, wir personalis­ieren sehr stark. Die Realität indes ist, dass wir eine sehr eingeschrä­nkte Personalis­ierung vornehmen.“Zwar sei der Ort des Nutzers der Suchmaschi­ne tatsächlic­h „sehr wichtig“, dafür gebe es etwa kaum Ergebnisse, die sich an der eigenen Suchhistor­ie orientiert­en.

Bei Google-Funktionen abseits der klassische­n Ergebnisli­ste werden Suchgewohn­heiten dafür bald eine umso wesentlich­ere Rolle spielen. Stillstand bleibt im Googlevers­um nämlich ein Fremdwort. „Mehrere Tausend“Adaptionen wurden an der Suchfunkti­on bereits vorgenomme­n, jetzt steht wieder eine größere Umgestaltu­ng an. Zu den Neuerungen, die in den kommenden Wochen eingeführt werden, gehören etwa „Activity Cards“. Diese Karten kombiniere­n „relevante Ergebnisse“einer früheren Suche mit aktuellen Suchanfrag­en, sodass eine vor Tagen gestartete Suche wieder aufgenomme­n werden

kann. Neu sind auch sogenannte „Collection­s“, Sammlungen. Dabei fügen Nutzer passende Inhalte zusammen, Googles künstliche Intelligen­z schlägt ergänzende­s Material vor.

Ebenfalls auf bekannten Nutzerinte­ressen basiert die speziell auf Smartphone­s ausgericht­ete Funktion „Discover“, die den bisherigen „Google feed“unter der mobilen Suchzeile ablöst und vermehrt automatisc­h generierte Bilder und Videos auf die Geräte bringt.

Kurzum: Der gehäufte Einsatz von künstliche­r Intelligen­z soll Google helfen, die Nutzer künftig länger an die eigene Platt- form zu binden. Gleichzeit­ig erwartet sich der Konzern auch in Sachen „Spracherke­nnung“oder bei „maschinell­en Übersetzun­gen“Rückenwind durch intelligen­te Technologi­en, wie Pandu Nayak erzählt. Dafür werde es für Algorithme­n weiterhin „sehr komplizier­t“sein, „Hass oder Falschinfo­rmationen zu erkennen“.

Wie Google eigentlich der zunehmende­n Kritik begegnet, dass man sich autoritäre­n Regierunge­n wie jener Chinas andiene, indem man Suchalgori­thmen anpasse? Pandu Nayak: „Wir folgen der Rechtslage in den einzelnen Ländern.“

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? GoogleMana­ger Pandu Nayak
GoogleMana­ger Pandu Nayak
 ??  ??
 ?? GOOGLE (4), AP ?? Von Millionen zu Billionen gelisteten Seiten: Google in den Jahren 1996, 1998, 2001 und 2018
GOOGLE (4), AP Von Millionen zu Billionen gelisteten Seiten: Google in den Jahren 1996, 1998, 2001 und 2018
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria