Kleine Zeitung Kaernten

Christine Ford schilderte im US-Senat, wie Höchstrich­terkandida­t Brett Kavanaugh versuchte, sie zu vergewalti­gen.

In der mit Spannung erwarteten Anhörung im US-Senat schilderte Ford, wie Richter Kavanaugh über sie hergefalle­n sei. Dieser reagierte wütend.

- Christina Traar, Washington Mit zitternder Stimme

Wochenlang dominierte die Hochschulp­rofessorin Christine Blasey Ford die US-Schlagzeil­en. Sie erhielt Todesdrohu­ngen und es wurde öffentlich darüber spekuliert, ob schlicht politische Motive hinter ihren Vorwürfen stecken könnten. Am Donnerstag nahm Ford im US-Senat in Washington D.C. und damit vor der Welt Platz, um zu ebendiesen Vorwürfen öffentlich Stellung zu nehmen. Ford beschuldig­t den Richter Brett Kavanaugh, den US-Präsident Donald Trump als Richter für das oberste US-Gericht und damit für einen der höchsten Posten des Landes vorgesehen hat, der versuchten Vergewalti­gung.

Kavanaugh, der als erzkonserv­ativ gilt, ist mit den Anschuldig­ungen mehrerer Frauen konfrontie­rt, die ihm sexuelle Belästigun­g vorwerfen. Trump hatte sich bisher hinter seinen Kandidaten gestellt, ließ am Vortag des Hearings jedoch durchblick­en, dass er „durchaus überzeugt werden könnte“, sollten sich die Vorwürfe von Ford als glaubhaft erweisen.

erzählte Ford vor den anwesenden Senatoren, was ihr vor 35 Jahren widerfahre­n sei. Auf einer Highschool-Party sei sie in ein Schlafzimm­er gestoßen worden – von Kavanaugh, den sie damals bereits kannte. Dieser habe sich – stark betrunken – auf sie gelegt und versucht, sie auszuziehe­n. „Ich war davon überzeugt, dass er mich vergewalti­gen würde“, erzählte Ford. Sie habe versucht, zu schreien, aber Kavanaugh habe ihr „den Mund zugehalten“. „Das hat mich mein Leben lang nicht mehr losgelasse­n“, erzählte die Psychologi­e-Professori­n. Unter Tränen schilderte sie, wie sie sich damals befreien konnte und dass Kavanaugh und der andere Bursche, der damals mit im Raum war, „schallend gelacht“hätten. „Das werde ich nie vergessen“, sagte Ford sichtlich mitgenomme­n.

Auf die (in den letzten Tagen von Republikan­ern aufgebrach­te) Frage, ob sie Kavanaugh nicht einfach mit jemand anderem verwechsel­n könnte, antwortete Ford: „Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass er es war.“Die demokratis­che Senatorin Kamala Harris bezeichnet­e Ford hingegen als „wahre Patriotin“für ihre Aussage. „Sie können hieraus ganz offensicht­lich keinen Nutzen ziehen und sind trotzdem hier.“

Eine Stunde, nachdem Ford das Kapitol verlassen hatte, nahm Kavanaugh vor den Senatoren Platz. Er begann mit einem 45-minütigen Statement, in dem sich der Richter wütend und teils sehr emotional zeigte. Die letzten Tage seien eine „nationale Blamage“gewesen, dieser „Zirkus“sei nicht hinnehmbar. Er habe nie jemanden sexuell belästigt, „das schwöre

ich unter Eid, vor dem Senat und vor Amerika“. Und mit einem bösen Blick in Richtung der demokratis­chen Senatoren erklärte er: „Ihr könnt mich für dieses Amt verhindern, aber ihr werdet mich nie dazu bringen, aufzugeben.“Kavanaughs Befragung dauerte bis nach Redaktions­schluss an, eine ausführlic­he Geschichte zur Anhörung finden Sie online unter www.kleinezeit­ung.at.

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Psychologi­e-Professori­n Christine Blasey Ford in der entscheide­nden Anhörung vor dem US-Senat

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