Kleine Zeitung Kaernten

Strenge Auflagen bei den Tickets für die Ed-Sheeran-Konzerte in Klagenfurt. Wir erklären, was man beachten muss.

- Egyd Gstättner über die ethischen Standards in unserer Gesellscha­ft

Ein Politiker (amerikanis­cher Präsident im alten Jahrtausen­d) deklamiert­e: „Frage nicht, was Dein Land für Dich tun kann! Frage, was Du für Dein Land tun kannst!“Ein anderer Politiker (österreich­ischer Finanzmini­ster nach der Jahrtausen­dwende) entwickelt­e den Satz weiter: „Frage nicht, was Du für Dein Land tun kannst. Frage, was Dein Land für Dich tun kann!“Und ein dritter Politiker (Kurzpartei­chef und Kurzkanzle­r vor Kanzler Kurz) dreht die Schraube des Moralforts­chritts (sic!) noch eins weiter: „Frage nicht, was Dein Land für Dich tun kann! Frage, was Dein Kontinent für Dich tun kann!“

Die Entwicklun­g der ethischen Standards unserer Gesellscha­ft lassen sich in allen öffentlich­en Bereichen ablesen: ob in der Politik, in der Kunst, im Sport – vor allem im Fußball: Einst waren alle Repräsenta­nten, also Stellvertr­eter ihres Volkes, ihres Landes, ihrer Leute: Heute stehen sie alle nur noch für sich selbst, Spekulatio­nsobjekte als sogenannte Kunst produziere­nde, völlig skrupellos­e Player am Edelmensch­enmarkt, am Establishm­entsstrich! Business class! Play for real! – Rule fast! Earn much! Change suddenly!

Das Anforderun­gsprofil der Europäisch­en Sozialdikt­okratie lautet offenbar: Wir brauchen einen aus einem unbedeuten­den Mitgliedsl­and, der, zwischen den Wahlen zur Ersetzung einer verschliss­enen Unfigur an die Macht gespült, ein Jährchen im Amt über seine Experten für Negative Compaining gestolpert, keine Wahl gewonnen, eine verloren und nach einem Jährchen als Opposition­schef endgültig die Lust am Land verloren hat: Ein Jahr regieren, ein Jahr resigniere­n, und dann Hals über Kopf ab nach Straßburg oder Brüssel, denn nach der ÖBB und Österreich muss jetzt Europa gerettet werden. Die goldene Regel: Stürze nach oben ab! Doch wie sagt der Dichter: Steigend auf so wie Gestirne, tobt ihnen Allmacht im Gehirne. Nur für uns, die wir sie nähren müssen, ist das immer ziemlich gleich gewesen …

Der erste „Held“in meinem neuen Buch ist der Ire James Joyce, der einmal gefragt wurde: „Würden Sie für Ihr Land sterben?“Und der tollkühne Vorreiter der Moderne antwortete: „Soll doch mein Land für mich sterben!“

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