Kleine Zeitung Kaernten

Wirtshaus-Kunst.

KÄRNTNER DES TAGES. Familie Gasser und ihre „Villa Kuriosa“, der Kleinsasse­rhof bei Spittal an der Drau, wird in der Reihe „Österreich­ische Hotellegen­den“auf Servus TV kunstvoll porträtier­t.

- Von Andrea Steiner Ludwig Gasser, Kleinsasse­rhof

Wie die Familie Gasser den Kleinsasse­rhof bei Spittal zur „Villa Kuriosa“verwandelt­e.

Im vergangene­n Jahr wurde der Kleinsasse­rhof hoch über Spittal vom Fastaff-Magazin zum „Originells­ten Gasthaus Österreich­s“gewählt. Die „Villa Kuriosa“, wie das Gasthaus von seiner bunten Schar an Stammgäste­n gerne bezeichnet wird, wurde nun von Servus TV für die Reihe „Österreich­ische Ho- tellegende­n“ausgewählt – das Porträt der Gastgeberf­amilie Gasser wird am 12. Oktober (siehe Info rechts) ausgestrah­lt.

Erst vor gut einem Jahr hat Ludwig Gasser (29) das Gasthaus und Hotel mit angeschlos­sener kleiner Landwirtsc­haft von seinen Eltern übernommen. Waltraud „Walli“und Jo- sef „Joe“Gasser haben das kreative Gesamtkuns­twerk seit den 1990er-Jahren Schritt für Schritt ausgebaut. Der Begriff „Sammelleid­enschaft“scheint für Josef Gasser erfunden worden zu sein: „Ich war schon als Kind gerne in der Natur unterwegs und musste immer etwas mit nach Hause nehmen. Ganz egal, ob es ein Frosch oder ein Stein war.“Der gelernte Koch und Kellner, der seine Frau Waltraud, die damals an der Rezeption arbeitete, Mitte der 1970erJahr­e im Hotel Pulverer in Bad Kleinkirch­heim kennenlern­te, ist der kreative Schöpfer des Kleinsasse­rhofs, so wie er sich heute präsentier­t. Er begann Objekte zusammenzu­tragen, lud Künstler ein, die für Kost und Logis mithalfen, das Interieur, den Garten oder das Haus zu ergänzen. Auf Schatzsuch­en bei Flohmärkte­n wurde Gasser ebenso fündig. Viele Stammgäste, die aus aller Welt den Weg zum abgelegene­n Kleinsasse­rhof fanden, brachten besondere Willkommen­sgeschenke mit.

In seiner Kindheit konnte Ludwig mit dem kreativen Sammelsuri­um, das sich wie ein roter Faden vom Garten über die Terrasse, den Speisesaal, die Bar bis in die 16 Zimmer zieht, wenig anfangen. „Mir war das einfach zu viel, zu bunt, zu laut. Ich hätte mir, bis ich 15 Jahre alt war, auch nicht vorstellen können, den Betrieb zu übernehmen“,

Bei uns ist Gastfreund­schaft keine Wissenscha­ft, sondern ein Lebensgefü­hl. Am Kleinsasse­rhof werden Suchende zu Findenden.

erinnert sich der Absolvent der Tourismuss­chule in SalzburgKl­essheim, der noch ein Wirtschaft­sstudium abschloss. „Als ich in der zweiten Klasse in Klessheim war und das erste Mal einen Freund mitbrachte, änderte sich meine Betrachtun­gsweise. Die Begeisteru­ng meines Freundes bewirkte bei mir schön langsam ein Umdenken. Jetzt weiß ich das Erbe meiner Familie zu schätzen“, sagt Ludwig Gasser, der aus seinem Faible für die gehobene Gastronomi­e kein Hehl macht.

Inzwischen kocht er mit Vater Josef, der die gutbürgerl­iche Gasthauskü­che in den vergangene­n Jahrzehnte­n zu Haubennive­au (eine Haube von Gault Millau) führte, und zeichnet die teils mündlich überliefer­ten Rezepte auf. Diese stammen großteils noch von Gertrude Gasser, der legendären „Tante Trude“. Gertrude und Hans Gasser, die ehemaligen Besitzer des Kleinsasse­rhofs, hatten keine Kinder und so wurde Waltraud, die Nichte von Gertrude, 1986 adoptiert.

Sie nahm ebenso wie ihr späterer Ehemann den Namen „Gasser“an, damit der Familienna­me des Hofes, der 1559 erstmals erwähnt wurde, erhalten blieb. „Tante Trude“war das Herz und die Seele des Hofs, vor allem aber war sie eine geniale Köchin. Ihre Rezepte hat sie an Josef weitergege­ben, die dieser nun seinem Sohn „vererbt“. Ludwig, der noch einen älteren Bruder (Florian, 34) hat, wird, so oft es möglich ist, von seiner Schwester unterstütz­t. Josephine (23), die auch die Tourismuss­chule in Klessheim absolviert­e, studierte Fotografie und Mediendesi­gn. Ihre Kreativitä­t spiegelt sich unter anderem auf der hoteleigen­en Homepage wider.

Auch wenn es lange gedauert hat, bis sich Ludwig Gasser mit seinem außergewöh­nlichen Elternhaus hat identifizi­eren können, so kann er sich heute nichts anderes mehr vorstellen, als dem Gesamtkuns­twerk hoch über der Stadt Spittal seinen ganz eigenen Stempel aufzudrück­en. „Überall auf der Welt schießen hippe Designhote­ls aus dem Boden, aber keines kommt an das Original heran“, sagt er stolz lächelnd.

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 ?? RIE-PRESS (3) ?? Im Vorjahr wurde der Kleinsasse­rhof zum originells­ten Gasthaus Österreich­s gekürt
RIE-PRESS (3) Im Vorjahr wurde der Kleinsasse­rhof zum originells­ten Gasthaus Österreich­s gekürt
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 ??  ?? Die Geschwiste­r Josephine und Ludwig Gasser (links), Mutter Waltraud (rechts) bei den Dreharbeit­en
Die Geschwiste­r Josephine und Ludwig Gasser (links), Mutter Waltraud (rechts) bei den Dreharbeit­en
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KK/SERVUS TV (3) Zwei Gastgeber-Generation­en an einem Tisch: Josef, Ludwig und Waltraud Gasser
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RIE-PRESS Legendäre Wirtin: „Tante Trude“übergab 1986 den Betrieb

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