Wirtshaus-Kunst.
KÄRNTNER DES TAGES. Familie Gasser und ihre „Villa Kuriosa“, der Kleinsasserhof bei Spittal an der Drau, wird in der Reihe „Österreichische Hotellegenden“auf Servus TV kunstvoll porträtiert.
Wie die Familie Gasser den Kleinsasserhof bei Spittal zur „Villa Kuriosa“verwandelte.
Im vergangenen Jahr wurde der Kleinsasserhof hoch über Spittal vom Fastaff-Magazin zum „Originellsten Gasthaus Österreichs“gewählt. Die „Villa Kuriosa“, wie das Gasthaus von seiner bunten Schar an Stammgästen gerne bezeichnet wird, wurde nun von Servus TV für die Reihe „Österreichische Ho- tellegenden“ausgewählt – das Porträt der Gastgeberfamilie Gasser wird am 12. Oktober (siehe Info rechts) ausgestrahlt.
Erst vor gut einem Jahr hat Ludwig Gasser (29) das Gasthaus und Hotel mit angeschlossener kleiner Landwirtschaft von seinen Eltern übernommen. Waltraud „Walli“und Jo- sef „Joe“Gasser haben das kreative Gesamtkunstwerk seit den 1990er-Jahren Schritt für Schritt ausgebaut. Der Begriff „Sammelleidenschaft“scheint für Josef Gasser erfunden worden zu sein: „Ich war schon als Kind gerne in der Natur unterwegs und musste immer etwas mit nach Hause nehmen. Ganz egal, ob es ein Frosch oder ein Stein war.“Der gelernte Koch und Kellner, der seine Frau Waltraud, die damals an der Rezeption arbeitete, Mitte der 1970erJahre im Hotel Pulverer in Bad Kleinkirchheim kennenlernte, ist der kreative Schöpfer des Kleinsasserhofs, so wie er sich heute präsentiert. Er begann Objekte zusammenzutragen, lud Künstler ein, die für Kost und Logis mithalfen, das Interieur, den Garten oder das Haus zu ergänzen. Auf Schatzsuchen bei Flohmärkten wurde Gasser ebenso fündig. Viele Stammgäste, die aus aller Welt den Weg zum abgelegenen Kleinsasserhof fanden, brachten besondere Willkommensgeschenke mit.
In seiner Kindheit konnte Ludwig mit dem kreativen Sammelsurium, das sich wie ein roter Faden vom Garten über die Terrasse, den Speisesaal, die Bar bis in die 16 Zimmer zieht, wenig anfangen. „Mir war das einfach zu viel, zu bunt, zu laut. Ich hätte mir, bis ich 15 Jahre alt war, auch nicht vorstellen können, den Betrieb zu übernehmen“,
Bei uns ist Gastfreundschaft keine Wissenschaft, sondern ein Lebensgefühl. Am Kleinsasserhof werden Suchende zu Findenden.
erinnert sich der Absolvent der Tourismusschule in SalzburgKlessheim, der noch ein Wirtschaftsstudium abschloss. „Als ich in der zweiten Klasse in Klessheim war und das erste Mal einen Freund mitbrachte, änderte sich meine Betrachtungsweise. Die Begeisterung meines Freundes bewirkte bei mir schön langsam ein Umdenken. Jetzt weiß ich das Erbe meiner Familie zu schätzen“, sagt Ludwig Gasser, der aus seinem Faible für die gehobene Gastronomie kein Hehl macht.
Inzwischen kocht er mit Vater Josef, der die gutbürgerliche Gasthausküche in den vergangenen Jahrzehnten zu Haubenniveau (eine Haube von Gault Millau) führte, und zeichnet die teils mündlich überlieferten Rezepte auf. Diese stammen großteils noch von Gertrude Gasser, der legendären „Tante Trude“. Gertrude und Hans Gasser, die ehemaligen Besitzer des Kleinsasserhofs, hatten keine Kinder und so wurde Waltraud, die Nichte von Gertrude, 1986 adoptiert.
Sie nahm ebenso wie ihr späterer Ehemann den Namen „Gasser“an, damit der Familienname des Hofes, der 1559 erstmals erwähnt wurde, erhalten blieb. „Tante Trude“war das Herz und die Seele des Hofs, vor allem aber war sie eine geniale Köchin. Ihre Rezepte hat sie an Josef weitergegeben, die dieser nun seinem Sohn „vererbt“. Ludwig, der noch einen älteren Bruder (Florian, 34) hat, wird, so oft es möglich ist, von seiner Schwester unterstützt. Josephine (23), die auch die Tourismusschule in Klessheim absolvierte, studierte Fotografie und Mediendesign. Ihre Kreativität spiegelt sich unter anderem auf der hoteleigenen Homepage wider.
Auch wenn es lange gedauert hat, bis sich Ludwig Gasser mit seinem außergewöhnlichen Elternhaus hat identifizieren können, so kann er sich heute nichts anderes mehr vorstellen, als dem Gesamtkunstwerk hoch über der Stadt Spittal seinen ganz eigenen Stempel aufzudrücken. „Überall auf der Welt schießen hippe Designhotels aus dem Boden, aber keines kommt an das Original heran“, sagt er stolz lächelnd.