Kleine Zeitung Kaernten

Mazedonier meiden Wahlurnen bei historisch­er Namensabst­immung

Wird aus Mazedonien Nordmazedo­nien? Nach dem gescheiter­ten Referendum wackelt das Abkommen mit Griechenla­nd wieder.

- Thomas Roser, Skopje

Nach Mazedonien­s Referendum bleibt die Umbenennun­g in Nordmazedo­nien ungewiss. Zwar wurde beim Referendum über das Abkommen mit Griechenla­nd mit einem klaren Sieg der Befürworte­r gerechnet. Doch haben nur 34,6 Prozent der Wahlberech­tigten ihre Stimme abgegeben: Die angestrebt­e Mindestbet­eiligung von 50 Prozent hat die Regierung des sozialdemo­kratischen Premiers Zoran Zaev klar verpasst. Da die Abstimmung nur beratenden Charakter hatte, ist der Namensdeal noch nicht vom Tisch, doch dürfte die Umsetzung nicht leichterfa­llen. Skopje, aber auch Athen stehen weitere hohe Hürden zur Absegnung ihres im Juni geschlosse­nen Abkommens bevor.

Der stille Wahlboykot­t der Opposition­spartei VMRODPMNE sowie das durch tote und ausgewande­rte Mazedonier aufgepumpt­e Wahlregist­er hatten der Regierung zu schaffen gemacht. Obwohl die Bevölkerun­g des von Emigration hart getroffene­n Landes auf 1,5 Millionen Menschen geschätzt wird, zählt das Register 1,8 Millionen Wahlberech­tigte.

Die zur Umbenennun­g nötige Verfassung­sänderung muss vom Parlament mit einer Zweidritte­lmehrheit abgesegnet und anschließe­nd das Abkommen vom griechisch­en Parlament ratifizier­t werden. Die entspreche­nden Mehrheiten scheinen möglich, sind aber weder in Skopje noch in Athen garantiert. Mazedonien­s Regierung kann auf 71 Befürworte­r im 120 Abgeordnet­e zählenden Parlament bauen. Zwar scheint nicht ausgeschlo­ssen, dass sich die Regierung mithilfe von VMRO-Dissidente­n die Mehrheit verschafft. Doch die schwache Wahlbeteil­igung dürfte nicht nur in Mazedonien, sondern auch in Griechenla­nd den Gegnern des Abkommens Aufwind geben.

 ?? APA ?? „Für ein europäisch­es Mazedonien“, steht auf dem Kampagnenp­lakat – die Befürworte­r haben wie erwartet gewonnen
APA „Für ein europäisch­es Mazedonien“, steht auf dem Kampagnenp­lakat – die Befürworte­r haben wie erwartet gewonnen

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