KÄRNTNER DES TAGES
Johann Pletzer (61) hängt nach 8500 Einsätzen als Polizeiund Flugrettungspilot seinen Helm an den Nagel.
Johann Pletzer hört nach 8500 Einsätzen als Polizeiund Flugrettungspilot auf.
Es sind die allerletzten Meter in der Luft, bevor die Kufen des Polizeihubschraubers „Libelle“den Landeplatz am Flughafen Klagenfurt berühren. Über Funk meldet sich eine Stimme aus dem Tower: „Das Team bedankt sich bei Johann Pletzer für die gute Zusammenarbeit.“Es war nach 35 Jahren der letzte Flug für den 61-Jährigen, der dieser Tage in Pension gegangen ist.
„Ein bewegender Moment“, sagt Pletzer, der laut Innenministerium zu den erfahrensten Hubschrauber-Piloten Österreichs zählt. „Als ich aus dem Hubschrauber ausgestiegen bin, hat mich auch meine Familie empfangen.“– Gelungene Überraschung zum Abschied.
M ehr als 6500 Stunden verbrachte Pletzer im Hubschrauber, über 8500 Einsätze ist er geflogen: „Knapp die Hälfte medizinische Notfälle aller Art“, sagt der Pilot, der 16 Jahre für die Flugrettung in Kärnten abhob, bis 2001 der Christophorus des ÖAMTC diese Aufgabe übernahm. Seither war der gebürtige Kitzbüh- ler, der schon lange in Moosburg wohnt, mit der Flugpolizei für Fahndungen, Suchaktionen sowie Bergungen im Einsatz. „In den 35 Jahren, davon 33 in Kärnten, habe ich viel Glück gehabt. Es gab keine Zwischenfälle und ich hatte nie einen Unfall. Ich musste immer Entscheidungen treffen, wie viel Risiko ich eingehe. Es ist nur ein schmaler Grat zwischen Held und großer Katastrophe.“
Aufgewachsen ist Pletzer auf einem Bergbauernhof, den er mit 17 Jahren übernahm. Mit 22 bewarb er sich bei der Gendarmerie: „Ich war bei einem Posten im Bezirk Kitzbühel und auf dem Wilden Kaiser gab es viele Unfälle“, erzählt Pletzer über seinen ersten Kontakt mit Hubschraubern. Es folgte die Ausbildung zum Flugzeugund danach Hubschrauber-Piloten. 1985 kam er schließlich nach Kärnten. Mit Ehefrau Barbara und den beiden Söhnen Hansi und Christoph zog er in den Süden Österreichs. „Am Anfang hatte ich keine große Freude, aber die Berge und Seen haben mir gefallen.“
Pletzer, der auch als Fluglehrer und Prüfer tätig war, wurde fünf Mal mit der Goldenen Medaille am Roten Band für Einsätze und Lebensrettungen ausgezeichnet. Zum Beispiel als er einen gekenterten, unterkühlten Segler aus dem Feistritzer Stausee rettete. Besonders erinnert er sich auch an die Bergung zweier Bergsteigerinnen vom Großglockner, eines Snowboarders vom Ankogel oder von zwei eingebrochenen Eisläufern aus dem Faaker See: „Die Kufenbergung war nicht ohne.“
A ls Pilot fliegen wird Pletzer nicht mehr, „nur noch mit dem Flugzeug auf Urlaub“. Zum Abschied gab es von seinen Kollegen der Flugeinsatzstelle Klagenfurt ein Video von seinem letzten Flug. Die Freiwillige Feuerwehr Feistritz/Rosental verabschiedete sich mit einer Botschaft in der Wiese nach einem Löscheinsatz. „Das Team und die Zusammenarbeit mit den anderen Einsatzkräften war mir immer wichtig“, zeigt sich der Pilot dankbar.