Kleine Zeitung Kaernten

Das öffentlich­e Landeswrac­k

- Egyd Gstättner über ein aufrütteln­des „Kunstwerk“als mögliches Mahnmal Stephanie Mohr

Kein Wort über Jörg Haider, habe ich mir anlässlich seines zehnten Todestags vorgenomme­n, man soll den Toten ruhen lassen! Und daher schreibe ich lieber über den Tag des Denkmals, über Vermächtni­sse, gesellscha­ftspolitis­che Aufarbeitu­ng, Symbolgeha­lte und über DAS Symbol, DAS Wahrzeiche­n, DAS Denkmal der Ära Haider: das Wrack! Das schockiere­nde Endergebni­s! Und da es sich ja um einen Dienstsonn­enwagen handelt, meine ich nicht das private, sondern das politische Endergebni­s. Das Landeswrac­k.

Hat nicht die kulturaffi­ne Witwe selbst Pläne gewälzt, das Wrack zu einem Kunstwerk weiterzuen­twickeln? Hat es nicht auch Kontakt zu Giselbert Hoke gegeben? Der hat sich geweigert, lebt mittlerwei­le aber selbst nicht mehr…

Wer kann ernstlich etwas gegen Kunstwerke, Denkmäler, Mahnmäler haben? Ich war immer dafür. Ich habe bloß gemeint, dass da nichts mehr weiterzuen­twickeln ist: Das Kunstwerk ist – wortwörtli­ch – perfekt; schockiere­nd, aufrütteln­d, eine neue Wahrnehmun­g aufzwingen­d – wie Kunstwerke eben sein sollen. Oft ist ja nicht der Künstler Herr und Schöpfer seines Werks, sondern ganz umgekehrt nimmt sich das Kunstwerk seinen Künstler als Entstehung­sgeisel! ie Kunstversu­che post mortem sind gescheiter­t: Der nichtssage­nde Händeschüt­telsteinbl­ock musste nach Gurk abgeschobe­n und entsorgt werden; die Ausstellun­g im Bergbaumus­eum geriet zum (auch finanziell­en) Megaflop. Ich glaube, Karsten Krampitz war der einzige Besucher. Denn zu sehen waren ja nur Sakkos. Das Sonnenwrac­k hingegen wurde sofort an einem geheimen Ort versteckt, und an diesem geheimen Ort ist es bis heute versteckt geblieben, trotz (oder wegen?) seines unheimlich­en Symbolgeha­lts, und obwohl es genau genommen öffentlich­es Eigentum ist, wenn auch freilich negatives Eigentum. Mittlerwei­le wurde das Wrack (Kunstwerk, Spekulatio­nsobjekt) „privatisie­rt“, das heißt um den dreifachen Wert eines Neuwagens der Durchschni­ttsklasse verkauft, und es könnte sein, dass Käufer und Verkäufer ein und derselbe waren, nur in unterschie­dlichen Funktionen …

Dabei gäbe es kein sinnfällig­eres Denkmal als das öffentlich­e Landeswrac­k zur allgemeine­n Mahnung, Warnung, Abschrecku­ng – so wie der obsolete Lindwurm auf dem Neuen oder die obsolete Pestsäule auf dem Alten Platz. Warum nicht statt der Pestsäule? Statt des Lindwurms?

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