Zur Person
(unten am Bild), 1972 in Genua geboren, aufgewachsen in Paris und Wien. 1991 bis 1995 Regieassistentin am Burg-theater Wien. Seither freie Regisseurin.
Nestroy-Preis für Beste Regie.
IJa, und es ist eines meiner Wunschstücke, eine der ganz großen, spannenden Geschichten.
Was interessiert Sie daran?
Dieser Riss, der in den Menschen, aber auch in der Gesellschaft entsteht und alles in einen Strudel mit hineinreißt, dem sich niemand entziehen kann. Das auf der Bühne zu ergründen, ist unfassbar spannend.
Ein hochaktuelles Stück?
Ja, und das auf vielen Ebenen. Da kommen ja unglaubliche Sätze vor wie: „Das ist die Seuche unserer Zeit: Verrückte führen Blinde.“Es geht um den Vertrauensverlust, um die Gier und die Angst, die Menschen dazu treiben, falsche Entscheidungen zu treffen und sich Menschen und Mächten auszuliefern, die das gar nicht wert sind. Und das Chaos, das dadurch entsteht und wiederum zum Steigbügel für Menschen wie Edmund werden kann (Anm.: siehe auch Info), der versucht, das entstandene Machtvakuum zu seinem Vorteil zu nutzen. Ein Stück, das zu jeder Zeit aktuell ist. (lacht) Irgendwie beides. Einerseits denkt man, es kann ja nicht wahr sein, dass sich nichts ändert. Der kreisförmige Verlauf der Geschichte, ihre Unausweichlichkeit, die von Shakespeare auch im „Lear“thematisiert wird, hat etwas schrecklich Deprimierendes an sich, wenn man gleichzeitig gerne an den Hoffnungsfunken glauben, den Kreis durchbrechen möchte. Andererseits hat es auch etwas beinahe fatalistisch Beruhigendes, dass die Altvorderen vermutlich auch nicht gescheiter waren.