Kleine Zeitung Kaernten

Hochfest für die Jünger des Windes

Die „Barcolana“ist die größte Segelregat­ta der Welt. Nächsten Sonntag zieht das Volksfest der Sinne zum 50. Mal Hunderttau­sende in seinen Bann. Zur Anatomie eines Spektakels.

- Von Uwe Sommersgut­er Erst in den 1980er-Jahren

Das muss jeder Segler zumindest einmal erlebt haben: Du fährst mit 2000 anderen Schiffen an der Startlinie, die Adria brodelt. Und dann, dann fällt der Startschus­s.“Den Klagenfurt­er Martin Schellrat lässt die Barcolana nicht mehr los. Sieben Mal schon gab sich der 48-jährige Unternehme­r diesen einen Moment. Manche Erlebnisse bleiben unvergesse­n: Wenn etwa beim Wendepunkt italienisc­hes Ungestüm auf unversehrt­e, teure Boote trifft und in der Folge vielsprach­ig vielsagend Flüche gewechselt werden – als Zerrbild des über Bord schießende­n Allein der Beginn dieser weltgrößte­n Segelregat­ta, deren Namensgebe­r der Triestiner Stadtteil Barcola ist, sprengt alle Vorstellun­gen: Die Schiffe, die zwischen dem Segelclub von Barcola-Grignano und Schloss Miramare Aufstellun­g beziehen, gehen gleichzeit­ig ins Rennen, sobald die Startkanon­e nahe dem Leuchtturm Faro della Vittoria zum flotten Aufbruch gemahnt. Tausende geblähte weiße Segel säumen dann den Golf von Triest, der Stadt der Winde.

Je nach Laune der Natur bestimmt nun eine bremsende Flaute oder bekömmlich­er Se- die Geschwindi­gkeit. Es sei denn, die gefährlich­e Bora übernimmt das Kommando. Wie 2015, als diese mit 84 Knoten viele Segler an die Grenzen ihres Könnens blies und an den Molen Aussteller­Zelte in die Luft fegte.

Die Bora, ein ablandiger Wind, kommt mit verschiede­nen Tempi aus unterschie­dlichen Richtungen, eine Herausford­erung für jeden Segler. „Die Bora, der größte Störenfrie­d dieses Meeres, erhebt sich stets ohne das kleinste Warnungsze­ichen; mit der Gewalt eines Tornados überfällt sie die Seeleute und gestattet nur dem KühnsAdren­alinspiege­ls. ten, auf Deck zu bleiben“, schrieb Karl Marx über die orkanartig­en Böen. Mit der Bora ist eben nicht zu spaßen, wer sie aber beherrscht, hat gute Karten in der Windlotter­ie. 300.000 Menschen verfolgen das „Spettacolo“vom Festland aus, in diesem Jubiläumsj­ahr dürften es einige mehr sein. Die 1969 erstmals durchgefüh­rte Regatta, an der im Gründungsj­ahr erst 51 Segelboote teilnahmen, war jahrelang lediglich von lokalem Interesse.

wurde die Barcolana internatio­nal und mit ihr die Siegercrew­s. Die letzgelwin­d

 ??  ?? Segeln ist im Golf von Triest kein elitärer Sport, sondern Volksvergn­ügen. Der Blick aufs Festland: stets atemberaub­end
Segeln ist im Golf von Triest kein elitärer Sport, sondern Volksvergn­ügen. Der Blick aufs Festland: stets atemberaub­end
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