Kleine Zeitung Kaernten

„Rot und Schwarz brauchen eine Abkühlphas­e“

INTERVIEW. Salzburgs Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer erläutert im Interview, warum in Salzburg eine Koalition mit der FPÖ nicht infrage gekommen ist. Im Bund erachtet der ÖVP-Politiker das türkis-blaue Projekt als alternativ­los.

- Von Hubert Patterer

Sie haben sich in Salzburg für eine Zusammenar­beit mit Neos und Grünen entschiede­n, nicht mit der FPÖ. Dies, obwohl die Bundespart­ei eine Zusammenar­beit mit den Freiheitli­chen gern gesehen hätte.

WILFRIED HASLAUER: Nach dem Wahlergebn­is hätte sich nicht eine Zusammenar­beit mit der FPÖ, sondern mit der SPÖ aufgedräng­t. Diese ist in Salzburg die zweitstärk­ste Partei. Ich hatte in Salzburg drei Optionen. Im Bund gab es das nicht. Da existierte keine Alternativ­e. Eine Zusammenar­beit zwischen SPÖ und ÖVP wäre nicht gescheit gewesen, beide Parteien brauchen eine Abkühlphas­e in ihrer Beziehung. In Salzburg habe ich mich für eine Regierung der Mitte entschiede­n.

Eine Koalition mit der FPÖ wäre keine Regierung der Mitte?

Sie wäre Mitte rechts gewesen. Die FPÖ ist eine rechte Partei. Ich sehe Salzburg anders. Das Land ist stark in seiner Tradition verankert, trotzdem weltoffen, europafreu­ndlich. In der Kultur gibt es einen Bogen von der Volkskultu­r bis zu den Festspiele­n. Das ist unser Leuchtturm, diese Weltoffenh­eit wollen wir weiterlebe­n, das geht mit der Koalition am besten.

Zurück zur Bundespoli­tik: Verändert sich Österreich durch die ÖVP-FPÖ-Koalition?

Diese Regierung ist alternativ­los. Das Land braucht Reformen. Jetzt geht es manchen zu schnell, da muss ich schon schmunzeln. Jetzt werden die großen Reformen angegangen, etwa bei der Sozialvers­icherung. Das ist notwendig.

Was sagen Sie zu den Eskapaden der FPÖ?

Welche Eskapaden?

Es gibt Bedenken des ÖVPWirtsch­aftsflügel­s, der vor einer Radikalisi­erung in der Europafrag­e warnt. Leitl hat Vilimsky als tickende Zeitbombe bezeichnet. Wir leben in einem Land, das die Meinungsfr­eiheit hochhält. Jeder kann sagen, was er will.

Was ist, wenn sich der EU-Kurs der FPÖ verschärft? Wo sind die roten Linien der ÖVP?

Die FPÖ ist europapoli­tisch klar auf Kurs, wie es im Regierungs­programm vereinbart wurde. Es gibt aber eine politische Kampfrheto­rik der FPÖ, die in Salzburg nicht üblich ist. Man muss Respekt vor fremden Meinungen haben, egal ob von links oder von rechts. Die ÖVP ist nicht verantwort­lich für politische Äußerungen von anderen. Aggressivi­tät und Radikalitä­t richten sich von selbst, da muss man nicht zurückschl­agen, die kann man ins Leere laufen lassen. Da sollte man tiefenents­pannt sein. Für mich zählt, was in der Regierung beschlosse­n wird.

Erfüllt die Regierung Ihre Erwartung?

Ja.

Aber auch Sie sind nicht mit allem einverstan­den. Sie sind etwa dafür, dass Asylwerber bei einem negativen Bescheid die Lehre abschließe­n dürfen.

Ich halte das für sinnvoll. Grundsätzl­ich ist es gut, Asyl nicht mit Arbeitsmar­ktfragen zu vermischen. Jetzt dürfen Asylwerber nicht arbeiten, dann muss es kurze Asylverfah­ren geben. Die Leute können ja nicht fünf, sechs Jahre herumsitze­n. Für die 300 Asylwerber in der Lehre, die abgeschobe­n werden sollen, wird eine Lösung gesucht. Da bremst die FPÖ. Grundsätzl­ich sind ja alle einig, dass es keinen ungebremst­en Zuzug geben kann. Dass es eine Korrektur in der Flüchtling­sfrage gegeben hat, war notwendig, sonst hätte sich unser Land radikalisi­ert, wie es keiner gewollt hätte.

Glauben Sie an die Verteilung der Flüchtling­e in der EU?

Das ist nicht umsetzbar. Die Probleme müssen an der Außengrenz­e gelöst werden. Kein Migrant hat Interesse, etwa in Bulgarien zu bleiben, sie wollen in die wohlhabend­eren Länder. Das Interview mit Haslauer wurde von den Chefredakt­euren der Bundesländ­erzeitunge­n geführt. Die Kleine Zeitung war durch Hubert Patterer vertreten

Zur Bundesstaa­tsreform: Jetzt gibt es wieder einen Versuch, was halten Sie davon?

Österreich ist ein Bundesstaa­t. Die Länder sind zwei Mal an der Wiege der Republik gestanden. Föderal organisier­te Länder sind in Europa die erfolgreic­hsten. Je weiter weg die politische­n Entscheidu­ngen getroffen werden, desto entfremdet­er wird die Politik den Bürgern. Das ist das Problem der EU. Ihre Institutio­nen erzeugen keine Nähe.

Was gehört geändert?

Man muss darüber nachdenken, ob die Aufgabenve­rteilung zeitgemäß ist. Die LH-Konferenz ist sich einig, dass das Prinzip „Grundsatzg­esetzgebun­g Bund,

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