Über die vermeintliche Arroganz der Eliten
Jahrelang war er abgetaucht, nun meldet sich Hans-Peter Martin mit einem durchaus lesenswerten Buch zu den Verwerfungen der Globalisierung und Digitalisierung wieder zu Wort. Der EU-Abgeordnete geißelt in „Game Over“(Penguin, 381 Seiten, 24,70 Euro) die Überheblichkeit linker und linksliberaler Kreise gegenüber FPÖoder AfD-Wählern. Die Nach- werde sich „noch ausführlich damit beschäftigen müssen, ab welchem Zeitpunkt und aus welchen Gründen das Selbstbewusstsein der Anhänger einer offenen Gesellschaft in Arroganz umschlug“. Den Eliten sei das „Gespür für die Massen“abhandengekommen, die Folge sei ein aus der „Ohnmacht kommendes Rachegefühl“. Und: „Links reden und rechts leben, das ging lange gut. Im schicken Szeneviertel im Altbau unter hohen Decken feiern, gerne auch multikulturell, aber den eigenen Kindern die staatliche Schule ums Eck ersparen.“Martin stellt die Schlüsselfrage, ob die Flüchtlingsfrage die Ursache allen Übels ist: „Gäbe es mehr Heimat mit weniger Flüchtlingen?“Würden sich die Zu-kurz-Gekommenen in eiwelt nem Land ohne Fremde heimischer fühlen? Martin stellt die These auf, dass sich das Unbehagen an der mangelnden sozialen Anerkennung entzündet, die nicht monetär abzugelten ist. Auch Starkicker Mesut Özil bekommt sein Fett ab. „Özil verschaffte Erdog˘an ein Sommermärchen.“