Kleine Zeitung Kaernten

Eine Heimat

INTERVIEW. Was empfinden Menschen, die um die Jahrtausen­dwende geboren sind, wenn sie über den 10. Oktober nachdenken? Drei Jugendlich­e im Streitgesp­räch.

- Moderation: Thomas Cik Die 19-Jährige

Am 10. Oktober haben Sie schulfrei. Was haben Sie an diesem Tag geplant? Nichts anderes, als an anderen schulfreie­n Tagen. Vermutlich werde ich mich auf die Matura vorbereite­n.

Irgendwas wird mir auch einfallen, bei Feiern werde ich nicht dabei sein.

Am Vormittag gehe ich in die Arbeit und am Nachmittag habe ich frei. Die Feiern in der Gemeinde und mit dem Abwehrkämp­ferbund gab es ja schon.

Wie kommt es, dass Sie, Natascha, als 19-Jährige an diesen Feiern vor Kriegerden­kmälern teilnehmen?

Heimatstol­z! Heimat ist für mich dort, wo ich mich wohlfühle. Das kann auch in einem anderen Land sein, wo ich gerade ein Auslandsse­mester absolviere.

Für mich hat Heimat viel mit Verbundenh­eit zu tun, mit dem Ort, mit den Menschen, der Kultur. Für mich ist das Kärnten.

Ihre Elterngene­ration hätte in den 1970ern sicher nicht diesen Heimatbegr­iff wie Sie, Samuel, verwendet. Ist die Ausgrenzun­g, die Kärntner Slowenen empfanden, vorbei und überwunden?

Ich bin in den 2000erJahr­en aufgewachs­en, ich habe das selbst nie erfahren. Aber natürlich kenne ich die Geschichte. Mein Großvater wurde 1942 mit seiner Familie ausgesiede­lt, das hat Narben hinterlass­en, auch noch bei meinem Vater. Diese Generation wuchs mit der Volksmeinu­ng auf, das Slowenisch­e sei böse.

Bei der offizielle­n Feier des Landes wird mittlerwei­le in beiden Landesspra­chen gesprochen.

Was ich nicht verste- he, die offizielle ist Deutsch!

Zweisprach­igkeit kann doch nichts Schlechtes sein, ich finde die Kritik daran völlig überzogen.

1920 ging es darum, dass wir zu Österreich gehören wollen. Daher ist es nicht richtig, dass da Slowenisch gesprochen wird.

Ja, und es gab 1920 die Zusage der Kärntner Landesregi­erung an die Kärntner Slowenen, dass sie in Österreich ihre Kultur leben können. Daher entschiede­n sich die Menschen – 70 Prozent in der Abstimmung­szone A waren Kärntner Slowenen – auch für den Verbleib bei Österreich. Diese Verspreche­n wurden nicht eingehalte­n, stattdesse­n wurde erst dämonisier­t, dann assimilier­t. Dabei war die Abstimmung 1920 eigentlich ein Bekenntnis zur Zweisprach­igkeit.

Ich verstehe

Amtssprach­e

nicht,

Natascha Kumertz

arbeitet als Büroangest­ellte und absolviert gerade die Abschlussk­lasse des Abendgymna­siums in Klagenfurt. Sie lebt in Velden, wo sie auch die zweisprach­ige Volksschul­e besuchte. Sie ist Vorstandsm­itglied des Rings Freiheitli­cher Jugendlich­er, ihre Familie prägte sie politisch.

warum die Menschen, wenn sie Deutsch sprechen können, das nicht tun, wenn andere, die sie nicht verstehen, daneben sind. Was meinst du konkret?

Ich war im Landtagswa­hlkampf in Unterkärnt­en unterwegs, die Leute haben neben uns Slowenisch gesprochen, da fühlte ich mich ausgegrenz­t.

Meinst du nicht, dass du zu weit gehst, wenn du Menschen ihre Mutterspra­che verbieten willst?

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