Mindestens neun Tote durch Unwetter auf der Insel Mallorca.
Mindestens zehn Tote, zahlreiche Vermisste: wie Kleine-Zeitung-Redakteur Albertani das verheerende Unwetter auf Mallorca erlebte.
am Telefon, dass sich der Himmel schon am späten Dienstagnachmittag völlig verfinsterte – und „es“dann gegen 20.00 Uhr Ortszeit so richtig losging. „So einen Niederschlag habe ich seit meiner Zeit als Gebirgsjäger beim Bundesheer nicht mehr erlebt.“Zwei der Todesopfer, es handelt sich laut Medienberichten um britische Urlauber, gab es in S’Illot in der Gemeinde Son Servera an der Ostküste, als sie im Taxi von den Fluten überrascht wurden.
Die Straßen in S’Illot waren gestern größtenteils gesperrt, man konnte den Ort über Umwege zwar verlassen, durfte aber nicht mehr einfahren. Bald nach Einsetzen des Unwetters fiel auch der Strom aus, man verbrachte den Abend und die unruhige Nacht bei Kerzen- und Handylicht. „Vorwarnung hat es keine gegeben. Null!“, erzählt Albertani von den Stunden, bevor sich die Schleusen am Firmament öffneten und der Gewittersturm einsetzte. Am Tag danach setzten die Aufräumarbeiten ein, es gab massig Treibgut im Meer – angespült wurden Möbelstücke und Ähnliches. Die Geschäfte und Lokale vor Ort öffneten ihre Türen – soweit es ihnen möglich war.
Ähnlich dramatisch war die Situation auch in den benachbarten Gemeinden Sant Llorenç des Cardassar und Arta, allesamt bei Balearen-Touristen beliebte Destinationen. In Cardassar trat ein Sturzbach über die Ufer. Die Fluten verwandelten Straßen in reißende Flüsse. Autos wurden mitgerissen und übereinandergewürfelt, zahlreiche Häuser unter Wasser gezählt setzt. Einige Personen wurden in ihren Fahrzeugen von der Wucht des Unwetters überrascht und mussten sich dann Hals über Kopf und nur mit ihren Kleidern am Leib an einen sicheren Platz retten.
In der Nacht auf gestern galt es, Menschen, die nicht zu ihren Unterkünften zurückkehren konnten oder durften, ein Dach über dem Kopf zu bieten. Die Behörden beschlagnahmten dafür ein Hotel, laut Medienberichten bot Tennisstar Rafael Nadal an, die Zimmer seiner Sportzentren auf der Insel all jenen zur Verfügung zu stellen, die kein Dach mehr über dem Kopf hatten. Er stammt selbst aus der betroffenen Region.
Die Rettungsteams waren mit 320 Hilfskräften im Einsatz, neben örtlichen Kräften auch 120 Angehörige der Notfall-Einheit des spanischen Militärs, die eigens zur Unterstützung von Zivilschutz und Feuerwehr entsendet wurden. Höchste Dringlichkeitsstufe hatte die fieberhafte Suche nach Vermissten. Für den heutigen Tag war besseres Wetter prognostiziert. Auf dem Flughafen von Palma kam es zwar zu Verzögerungen, die Unwetter waren indes vergleichsweise lokal begrenzt.
Vorwarnung hat es keine gegeben. Das Unwetter kam wie aus dem Nichts!
Claus Albertani, ehemaliger Redakteur
der Kleinen Zeitung