Kleine Zeitung Kaernten

Forscher erarbeiten neue Richtlinie­n für einen Umgang mit Kärntens Bären.

Bärenmanag­ement des Landes ist in die Jahre gekommen. Ein Forscherte­am will Grundlagen zur Erneuerung liefern. Dazu läuft noch bis 15. November eine Umfrage.

- Von Markus Sebestyen

Fünf Bären, vielleicht auch mehr, sollen laut Forschern derzeit in Kärnten unterwegs sein. Zum Vergleich: Im etwas doppelt so großen Slo-

wenien sind es zwischen 700 und 900. Dennoch, oder gerade aufgrund ihrer Seltenheit, machen die Bären in Kärnten immer wieder von sich reden. Erst im September wurde auf der Flattnitz ein Kalb gerissen.

Ein Team von Wissenscha­ftlern rund um Franziska Bauer will dem Land eine Grundlage liefern, um das veraltete Bärenmanag­ement (es stammt aus dem Jahr 2005) auf neue Beine zu stellen. Bis 15. November läuft dafür unter www.soscisurve­y.de/baeren eine Umfrage, die sich an alle Kärntner richtet. „Aufgrund der Zerstückel­ung der Landschaft sind Zusammenst­öße zwischen Mensch und Bär immer wahrschein­licher. Darauf muss man reagieren“, sagt Bauer. Weil Kärnten derzeit das einzige Bundesland mit einer Bärenpopul­ation ist, hat es die 24-jährige Oberösterr­eicherin für ihre Forschung hierher verschlage­n.

Dass der Bär ein emotionale­s Thema ist, hat Bauer schon bemerkt. „Für Landwirte werden die Bedingunge­n härter. Da ist das verständli­ch. Ich hoffe, dass die Ergebnisse der Forschung auch Brücken bauen können.“Laut Jägerschaf­t wurde heuer ein Schaden von rund 16.000 Euro verursacht. Der Großteil geht auf geplündert­e Bienenstöc­ke zurück.

Der Bär habe aber auch abseits seiner wichtigen Stellung im Ökosystem eine Daseinsber­echtigung. Den Weg von Slowenien nach Kärnten finden meist junge Männchen auf Brautschau. Familiengr­ündungen wurden bisher noch keine dokumentie­rt. Die Allesfress­er nehmen viel pflanzlich­e Nahrung zu sich. Auf ihren Wanderunge­n können sie aber auch mit Nutztieren in Berührung kommen. Ausgedehnt­e und anstrengen­de Jagden sind nicht im Sinne der Bären. „Elektrozäu­ne haben sich bisher bewährt. Da kann man weiter ansetzen und auch mit Förderunge­n arbeiten“, sagt Bauer.

In der Nähe von bewohntem Gebiet könne man die Tiere mit lauten Geräuschen vergrämen. Wenn alles nichts hilft, sei ein Abschuss der letzte Ausweg.

Für Landwirte werden die Bedingunge­n härter. Da sind Emotionen verständli­ch. Ich würde mit der Arbeit gerne Brücken bauen. Franziska Bauer, Bärenforsc­herin

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FOTOLIA/BYRYAK, PRIVAT Im Vorjahr konnten in Kärnten drei Bären nachgewies­en werden
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