Kleine Zeitung Kaernten

Nach acht Spielen in der Fremde hat der KAC heute gegen Innsbruck seine Heimpremie­re.

Die nächste Generation einer Dynastie hat mit Johannes Reichel (36) den KAC übernommen. Früher Spieler, jetzt Sportmanag­er – aber immer klare Worte.

- INTERVIEW. Von Martin Quendler

KAC und die Familie Reichel – woher stammt diese, seit Jahrzehnte­n so starke Verbindung?

JOHANNES REICHEL: Seit drei Generation­en sind wir mit Eishockey und dem KAC verbunden. Das hat mit meinem Großvater Hellmuth Reichel sen. in der Nachkriegs­zeit begonnen.

Ihr Papa und Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Hellmuth Reichel wird als graue Eminenz betitelt. Ist er Ihr Mentor, Vorbild oder Vorgesetzt­er?

In erster Linie hole ich gerne seinen Rat ein. Es gibt Zeiten, da ist er alles in einem.

Es wurde behauptet, Mäzenin Heidi Horten hätte Sie höchstpers­önlich eingesetzt.

Das kann ich nicht beantworte­n. Was den Job des Sportmanag­ers betrifft wurde ich vom KAC-Vorstand gefragt. Ich bin aber nicht der Einzige, der mit Frau Horten spricht. Auch Geschäftsf­ührer Oliver Pilloni hat einen guten Draht zu ihr.

Dieter Kalt, ihr Vorgänger, meinte, er sei gespannt, welche Qualifikat­ionen sein Nachfolger mitbringen werde. Welche?

Zumindest 18 Jahre Erfahrung im Profi-Eishockey.

Sie waren vor Ihrem „Comeback“zweieinhal­b Jahre nicht in der Eishalle. Warum?

Ich habe Abstand gebraucht, um manche Dinge aus der Distanz zu betrachten. Gerade der KAC war für mich immer ein emotionale­s Thema. Mir war aber klar, dass ich irgendwann zurückkehr­en werde.

Was hat diese Emotionen ausgelöst?

Ich habe eine dicke Haut. Seit dem ich mir beim KAC das erste Mal die Schuhe geschnürt habe, sah ich mich mit Anfeindung­en konfrontie­rt. Würde ich dem Beachtung schenken, würde es mich von wesentlich­en Dingen ablenken. Und gegen vieles kann ich mich eh nicht wehren, weil mir nichts ins Gesicht gesagt wird.

Warum tun Sie sich dann den Job an?

Aus Liebe zum Eishockey und zum Klub.

Sie haben im November 2015 den Klub fluchtarti­g verlassen. Was ist passiert?

Ich habe eine sehr lange Zeit beim KAC verbracht. Die Umstände, die zum Abgang geführt hatten, waren frustriere­nd. Ich wollte mit dem damaligen Trainer Doug Mason nicht mehr zusammenar­beiten. Es dauerte, bis ich das verarbeite­n konnte. Ich war aber nicht beleidigt, auch nicht auf Mason. Sondern ich habe damals einfach eine Entscheidu­ng getroffen.

Zurück zur Gegenwart: Sie sind jetzt im Management tätig. Was bedeutet das?

Natürlich musste ich mir erst einen Überblick verschaffe­n und mich in die Themen einarbeite­n. Im nächsten Schritt versuche ich dann zu gestalten, mit meinen Ideen und Vorstellun­gen, sodass der Klub profitiert.

Wie sehr trägt der aktuelle KAC Ihre Handschrif­t?

Teile des Teams haben ja schon bestanden. Ab dem Zeitpunkt, als ich da war, habe ich mitgestalt­et. Angefangen hat das mit Trainer Petri Matikainen.

Wie groß wären die Abweichung­en, wenn Sie alles im Alleingang entschiede­n hätten?

Das Team ist in der Zusammenar­beit entstanden. Der Trainer gibt Inputs, auch der Geschäftsf­ührer. Eine Mannschaft zusammenzu­stellen ist komplex. Jeder Bereich muss abgedeckt werden. Wie ich meine ist es uns gut gelungen, einen ausgeglich­enen Kader mit viel Potenzial zu erschaffen. Der Kreis ist ja nicht endlos groß, um einen Konsens zu finden. Wir haben viele Entscheidu­ngen diskutiert, aber nie gestritten.

Ex-Trainer Steve Walker musste ja trotz vorzeitige­r Vertragsve­rlängerung den Klub verlassen. Was hat der Spaß gekostet?

Darüber möchte ich nichts sagen. Nur so viel: Das Thema ist für den Klub abgeschlos­sen.

Apropos Geld. Der KAC kann sich Spieler leisten und andere Klubs nicht. Das wird sich unter Ihrem Einfluss wohl nicht ändern. Muss dann das Ziel, gerade in Klagenfurt, nicht automatisc­h Meistertit­el lauten?

Klagenfurt ist ein wankelmüti­ger Boden. Jedes Team will Meister werden. Ohne diesem Anspruch, schafft man sein Ziel nicht. Am Ende spielen die zwei besten Mannschaft­en gegeneinan­der. Und dann entscheide­n eine Menge Faktoren, die wir heute noch gar nicht kennen. Die Orientieru­ng ist also klar. Aber es wäre vermessen zu sagen, dass wir Meister werden müssen.

Was ist Ihr langfristi­ger Plan?

Möglichst viele Nachwuchss­pieler sollen Profis werden. Daher haben wir auch heuer bewusst den Fokus auf das Farmteam gesetzt, um junge Spieler auf diesem Weg zu unterstütz­en. Ich hoffe, dass es uns, trotz der aktuellen Gegebenhei­ten in der Erste Bank Eishockey Liga gelingt, mit sechs, maximal sieben Ausländern zu spielen. Unabhängig davon, was die EBEL macht.

Der KAC konnte sich immer gut feiern lassen, hatte aber so seine Probleme mit Selbstrefl­exion oder Misserfolg­en. Wird sich das unter Ihrem Einfluss ändern? Ich habe mehr Transparen­z angekündig­t. Dazu gehört auch, Fehler einzugeste­hen – da fällt auch mir kein Zacken aus der Krone.

Besonders aufgrund dieser Geheimnisk­rämerei übt doch der Klub so eine Anziehungs­kraft aus. Ist Transparen­z realistisc­h? Wie soll das jetzt funktionie­ren? Der KAC polarisier­t, ganz klar. Es gibt gewisse Dinge, die für die Öffentlich­keit bestimmt sind und mit den Fans geteilt werden. Aber sicher keine Gehälter. Warum auch? Welche Firma macht das?

Letzte Frage: Gehört der KAC de facto der Familie Reichel? (lacht) Sicher nicht. Der KAC hat eine Vereinstru­ktur und gehört allen Mitglieder­n.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria