Die Jagd auf das banale Böse
Manchmal kann sich die Zivilisation nur dank einer Verletzung ihrer Regeln durchsetzen. 1960 kidnappte der israelische Geheimdienst Mossad in Argentinien Adolf Eichmann. Der in Linz aufgewachsene Eichmann war an zentraler Stelle mitverantwortlich für den Holocaust und hatte sich nach 1945 unter falschem Namen in der Nähe von Buenos Aires verkrochen. Der Film „Operation Finale“, der in den USA in den Kinos lief, ist hierzulande nun auf Netflix zu sehen. Oscar Isaac spielt darin den Agenten Peter Malkin, Ben Kingsley gibt Adolf Eichmann.
„Operation Finale“ist kein Doku-Drama, sondern verdichtet das Geschehen mit einigen Anpassungen zu einer Filmerzählung. Und bleibt dennoch farblos. Obwohl Ben Kingsley, der Eichmanns Gestik genau studiert hat, groß aufspielt, wird der Durchschnittsthriller der Größe des historischen Geschehens nicht gerecht. er tief ins Geschehen hineinschauen möchte, kann dies über YouTube tun. Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hat den ganzen Eichmann-Prozess hochgeladen. Stunden über Stunden Filmmaterial, die dokumentieren, wie eine Gesellschaft versucht, mit dem Grauen fertigzuwerden, eine Antwort auf die Banalität bzw. Normalität des Bösen (wie Hannah Arendt sagte) zu finden, das der Schreibtischtäter Eichmann verkörpert hat.
W