Tim Parks schuf einen Roman, in dem viel gelitten und noch mehr gepinkelt wird.
Die Männer in den Büchern des britischen Autors Tim Parks kommen nicht immer gut weg.
Sie leiden viel und sie haben es gerne, wenn man ihnen dabei zuhört. Das macht diese Typen nicht unbedingt sympathisch, aber umso authentischer. Und vor allem: Die große, gelassene Schreibkunst von Parks tröstet gut über die kleinen Wehwehchen seines Personals hinweg. Besser noch: Wo sich große Seelenwunden auftun, bringt ohnehin nur noch das Wunder Sprache Linderung.
Auch diesmal lässt der in Manchester geborene, aber schon lange in Italien lebende Autor seinen „Helden“durch das Alltagsjammertal namens Leben streunen. Gleich zu Beginn des Buches weiß man nicht, ob man weinen oder lachen soll über dieses verschwommene Mannsbild: ein gebeutelter Ü-50er, der überlegt, ob er den Leichnam seiner Mutter „besichtigen“soll oder doch lieber erzählen von der (therapeutischen) Analmassage, der er sich gerade unterzogen hat und die ihm gar nicht guttat. Nichts tut diesem ungläubigen Thomas gut. Er ist „undicht“auf vielen Ebenen, muss ständig pinkeln, taumelt zwischen Ex-Frau und NochFreundin hin und her und verflucht die Familie als Last, von der er sich nicht befreien möchte. Ein Mann mit vielen Eigenschaften, eine herausragende ist freilich nicht darunter. Der Buchtitel führt übrigens in die Irre. Nicht um Extremes geht es, sondern um das Erdulden des Normalen. Und das ist bekanntlich extrem mühsam.
In Extremis. Kunstmann, 448 Seiten, 24,70 Euro.