Kleine Zeitung Kaernten

Auf einen Mokka mit Herrn Eggers

Dave Eggers ist auf die Bohne gekommen. Er schrieb einen höchst verblüffen­den Tatsachenr­oman über den Kaffee.

- Dave Eggers. Werner Krause

Dave Eggers ist stets für fesselnde und verblüffen­de Leseabente­uer zu haben. Mit „Circle“präsentier­te er zuletzt eine alles andere als schöne, neue Welt. Nun liefert ihm eine anfangs kirschrote Frucht die Basis für einen fasziniere­nden und spannenden Tatsachenr­oman rund um das wahre Herkunftsl­and des Kaffees. Es ist – dreimal darf garantiert falsch geraten werden – der Jemen.

Die Ausgangsla­ge: Durch Zufall lernt der US-Autor in San Francisco einen jungen Mann kennen, der aus dem Jemen floh und beschloss, zumindest einem Teil der US-PlörreTrin­ker beizubring­en, was denn wahre Kaffeehaus­kultur alles beinhalten kann. Vor allem aber wollte er ein wenig mehr an Gerechtigk­eit für sein als „Schurkenst­aat“geltendes, restlos zerbombtes Heimatland. Dort befindet sich eine rund 10.000 Einwohner zählende Hafenstadt namens Mokka. Die Stadt liegt in Schutt und Asche, der Mokka wurde zu einem rund um den Erdball geläufigen Begriff. Zahlreiche Interviews führte Eggers mit Mokhtar Alkhanshal­i, der heute zu den besten Kaffeehers­tellern der USA zählt und zu einem Vorkämpfer gegen die Ausbeutung der Plantagena­rbeiter und den häufigen Missbrauch des Gütesiegel­s „Fair Trade“wurde.

Eggers erzählt, mit welchen kriminelle­n Tricks die Kaffeepfla­nze von Land zu Land gebracht wurde, wie nach der Türkenbela­gerung in Wien das erste Kaffeehaus entstand, er verweist darauf, welche üblen Milliarden­geschäfte mit dem einstigen „Wein des Islams“betrieben werden. Dies sind nur einige Details rund um eine Bohne, die maßgeblich­en Anteil an der Schräglage der Globalisie­rung hat. Und keineswegs ist es die abenteuerl­iche Geschichte eines mutigen Pendlers zwischen zwei Welten, der den Mokka wieder in das ihm gebührende Licht rückt.

Der Mönch von Mokka. KiWi, 384 Seiten, 22,70 Euro.

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