Kleine Zeitung Kaernten

Hasspostin­gsimNetz: wie Frauen sich nun zur Wehr setzen.

Der Kampf gegen Hasspostin­gs gewinnt an Fahrt: Frauen fordern Maßnahmen gegen Cybermobbe­r.

- Von Ute Baumhackl und Christian Ude

Vergewalti­gungsfanta­sien, Gewaltandr­ohungen, Bodyshamin­g: Dass Frauen im Netz einem anscheinen­d unerschöpf­lichen Repertoire an Bedrohunge­n und Beleidigun­gen ausgesetzt sind, ist durch den Prozess gegen die Ex-Grünen-Politikeri­n Sigrid Maurer erst so richtig ins öffentlich­e Bewusstsei­n gedrungen. Wie berichtet hatte Maurer den Namen eines mutmaßlich­en Hassposter­s veröffentl­icht, der sie auf Facebook mit wüsten Obszönität­en schikanier­t hatte – und ist dafür nun wegen übler Nachrede verurteilt worden.

Österreich­weit hat das (nicht rechtskräf­tige) Urteil für einen bemerkensw­erten Bewusstsei­nsschub gesorgt: Innerhalb von nur zwei Tagen hat das von Maurer und dem Verein Zara initiierte Crowdfundi­ng für einen „Rechtshilf­efonds gegen Hass im Netz“das Ziel von 100.000 Euro erreicht. Mit dem Geld will Maurer ihren Rechtsstre­it durchfecht­en, der restliche Teil der gespendete­n Summe soll den Ausbau der rechtliche­n Beratung bei Hass im Netz und einen Fonds zur Finanzieru­ng weiterer Klagen von Betroffene­n unterstütz­en.

Auch, dass jüngst Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger pu- machte, wie ein Hassposter sie nach Geburt ihres Kindes als „fett“beschimpft­e, hat die Diskussion über Cybermobbi­ng gegen Frauen weiter befeuert.

„Das Thema gewinnt durch derart prominente Fälle an Präsenz“, stellt Daniela Grabovac fest. Auf diese Weise, erinnert die Leiterin der Antidiskri­minierungs­stelle Steiermark, sei vor Jahren auch Bewegung in die Diskussion über sexuelle Belästigun­g gekommen.

Der Fall Maurer zeigt auf, dass Drohungen im Netz strafrecht­lich bisher kaum relevant sind, „dass wir hier also erst Grenzen schaffen müssen“, so Grabovac. Da Hassposter oft darauf abzielten, Frauen durch sexualisie­rte Gewaltandr­ohung im Netz mundtot zu machen, sei es für die Betroffene­n zentral „zu wissen, dass sie Hilfe und Unterstütz­ung haben, wenn sie den Mut aufbringen, Bedrohunge­n und Beleidigun­gen aufzublik

zeigen“. Etwa bei Meldestell­en gegen Hass im Netz (siehe unten) oder durch zivilrecht­liche Schritte. Und: „Auf die Betreiber sozialer Netzwerke braucht es politische­n Druck vonseiten der EU wie auch von der nationalen Politik.“Leicht wird das nicht: Facebook etwa hat derzeit 2,2 Milliarden Nutzer pro Monat, Regierunge­n haben kaum Einfluss auf die Strategien der Internetri­esen. Druckaufba­u gibt es dennoch: Heimische Politikeri­nnen planen eine überpartei­liche Initiative im Parlament, Neos-Justizspre­cherin Irmgard Griss plädiert nun dafür, psychische Gewalt als Tatbestand ins Strafgeset­zbuch aufzunehme­n. Und die Initiatori­nnen des aktuellen Frauenvolk­sbegehrens wünschen sich ein neues Gesetz gegen Hasspostin­gs noch „vor Jahresende“. „Das ist die Politik all den von Hass betroffene­n Frauen und Menschen schuldig.“

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FOTOLIA Nicht länger wehrlos gegen Hass im Netz: Frauen mobilisier­en gegen sexualisie­rte Gewalt im Web

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