Kleine Zeitung Kaernten

Moral und Knochensäg­e

Trumps Anbiederun­g an die Saudis zeugt von Zynismus.

- Karl Doemens, Washington

Gerade habe ich mit dem Kronprinze­n von SaudiArabi­en gesprochen, der jede Kenntnis komplett bestreitet“, erklärt Donald Trump nach einem Telefonat mit dem mächtigen Thronfolge­r Mohammed bin Salman. Dem Ehrenwort autoritäre­r Männer glaubt der US-Präsident nur allzu gerne. Schlimmer noch: Im Falle des offenkundi­g getöteten Journalist­en Jamal Khashoggi macht Trump den mutmaßlich­en Täter zum Opfer und warnt vehement vor einer Vorverurte­ilung des despotisch­en Wüsten-Prinzen. Das lässt erahnen, wie die „gründliche Untersuchu­ng“des wahrschein­lichen Mordkomplo­tts ausgehen dürfte: ein paar Handlanger werden bestraft, ihre Auftraggeb­er bleiben im Dunkeln, und die seit eh und je laufenden Geschäfte mit dem Waffenkund­en und Öllieferan­ten Saudi-Arabien gehen munter weiter.

Man muss einen Moment innehalten, um den Zynismus dieser Politik zu erfassen. Ein Mensch wird buchstäbli­ch ausgelösch­t, auf europäisch­em Boden. Sein Verbrechen: Khashoggi hatte in seinen Büchern und Kolumnen den repressive­n Kurs des 33-jährigen Thronfolge­rs und die anbiedernd­e Trump’sche Außenpolit­ik kritisiert. Doch zu groß sei das saudische Königreich, zu dominieren­d in der Region, um die Verbindung­en abzubreche­n, argumentie­ren westliche Regierungs­vertreter. Doch es gibt einen Unterschie­d zwischen einer kritisch-distanzier­ten Zusammenar­beit bei gemeinsame­n Interessen und einer von purer Geldgier getriebene­n, wertefreie­n Kumpanei. „Die Saudis kaufen Appartemen­ts für 40 bis 50 Millionen Dollar von mir. Ich mag sie sehr“, hat Trump schon 2015 eingeräumt.

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AP Gute Stimmung: Im Vorjahr schloss Trump mit den Saudis einen Waffendeal

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