Kleine Zeitung Kaernten

Beschwerde­n: Land schließt Asylquarti­ere

In einem Heim in Irschen gab es zum Teil „nicht menschenwü­rdige Zustände“. Auch weitere Flüchtling­sunterkünf­te geschlosse­n.

- Asylwerber Wolfgang Fercher

Ihre Protestakt­ion sorgte im April 2016 für Aufsehen. Mehrere Flüchtling­sfamilien aus Afghanista­n setzten sich in Irschen an die Drautalstr­aße (B 100), um gegen ihr Quartier zu protestier­en. Sie wollten in andere Quartiere verlegt werden. Missstände wie mangelnde Sauberkeit, unzureiche­nde Verpflegun­g und mangelnder Respekt wurden angeprange­rt.

Die Situation beruhigte sich, doch in diesem Jahr häuften sich die Beschwerde­n über die Zustände in der Unterkunft erneut. Das Land hat reagiert. „Der Vertrag mit dem Quartierge­ber wurde gekündigt“, bestätigt Barbara Roschitz, Leiterin der Abteilung Gesellscha­ft und Integratio­n. Vergangene Woche wurden die letzten der rund 30 Flüchtling­e in andere Quartiere gebracht. Gründe für die Kündigung will Roschitz nicht nennen.

Der Irschener Bürgermeis­ter Gottfried Mandler (SPÖ) ist ungleich deutlicher: „Die Asylwerber wurden in dem Quartier alles andere als menschenwü­rdig behandelt. Der Hilferuf dieser Leute war berechtigt.“Gemeinde und das ehrenamtli­che Komitee „Irschen hilft“hatten die Flüchtling­e unterstütz­t – mit Kleidung, Sprachunte­rricht, Sportaktiv­itäten etc. Auch bei der Ortsbildpf­lege wurden die Bewohner tätig. Der Betreiber, eine Gesellscha­ft, die einen ehemaligen Gasthof in Irschen kaufte, habe sich dabei wenig kooperativ

befinden sich in Kärnten in der Grundverso­rgung. Der Großteil ist in Vollpensio­nsquartier­en untergebra­cht, erhält Verpflegun­g und 40 Euro Taschengel­d im Monat. Rund 350 Asylwerber sind in Selbstvers­orgungsqua­rtieren. Sie erhalten 110 Euro Mietzuschu­ss und 180 Euro Verpflegun­gsgeld.

gezeigt. Seit März 2016 waren Flüchtling­e untergebra­cht.

Dass Asylquarti­ere nicht weiterbetr­ieben werden, kommt öfters vor. Gründe seien etwa Betreuungs­qualität oder Zustand der Gebäude. „Für manche Betreiber ist es auch nicht mehr wirtschaft­lich“, sagt Roschitz. „Wir versuchen generell, Kapazitäte­n zu reduzieren, dafür aber qualitativ gute Quartiere zu erhalten. Seit dem Sommer wurden zehn Standorte aufgelasse­n.“Rund 100 Quartiere gibt es in Kärnten, deren Auslastung liegt derzeit bei etwa 50 bis 60 Prozent. Für jede untergebra­chte Person erhält der Quartierge­ber 19 Euro brutto pro Tag. 2220 Aslywerber (der Großteil aus Afghanista­n, Syrien, Iran und Irak) sind in Kärnten in der Grundverso­rgung, Anfang 2016 waren es noch 5500. Die Zuweisung erfolgt über das Verteilerq­uartier in Ossiach.

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