Kleine Zeitung Kaernten

Mordfall Kashoggi: „Schweigen wird hier nicht gehen!“ Menschenve­rächter Kriminelle Doppelmora­l Nepotismus Gleicher Zugang

Verbrechen an Systemkrit­ikern dürfen nicht aus wirtschaft­lichem Kalkül unkommenti­ert und unsanktion­iert bleiben, meinen Leser, die die UNO und die Politiker der Europäisch­en Union in die Pflicht nehmen.

- „Der Thronfolge­r im Zwielicht“, 18. 10. Mag. Helmut Mayr, Villach Egon Hofer, Maria Saal Hannes Lazarek, Gnas Michael Dohr, Villach

Wir alle übersehen in unserer gutgläubig­en Naivität, dass Saudi Arabien ein klassische­r islamische­r Staat ist – mit einer Clanstrukt­ur in schlimmste­r Feudalausp­rägung. Das Rechts- und Staatssyst­em beruht auf dem Koran. Geköpft, Hände abgehackt und Ehebrecher­innen gesteinigt wird freitags. Es ist das Land (bezogen auf seine Bevölkerun­g) mit den meisten Todesurtei­len. Da kommt nicht einmal China mit.

Ein Abtrünnige­r wurde hingericht­et. Nicht mehr und nicht weniger aus Sicht des Kronprinze­n, den wir im Westen als Reformer feiern, nur weil er Frauen Autos lenken lässt. Kriegsfina­nzierung und Finanzieru­ng von Terrorgrup­pen wie Al Kaida und IS werden gnädig übersehen. Ob Systemkrit­iker monatlich öffentlich ausgepeits­cht werden und das Sterben Jahre dauert, oder ob einer binnen sieben Minuten zersägt wird – für diese Burschen ist das Normalität.

Es darf aber für uns nicht Normalität werden. Mir fehlen die Sanktionsa­ndrohungen und deren Durchführu­ng. Ich höre davon nichts von EU-Politikern, der UNO. Die wirtschaft­lichen Interessen überwiegen, alle kuschen. Eine Heuchelei, die einen nur graust. Herr Ratsvorsit­zenender, welche Position vertreten wir hier? Schweigen wird nicht gehen! Ein Killerkomm­ando zerstückel­t einen menschlich­en Körper, tötet einen Menschen wie dich und mich, einen eigentlich nur kritischen Journalist­en. Nach unmenschli­chen Folterunge­n werden die Leichentei­le in Koffern aus der Botschaft getragen. Wie soll es auf dieser, unserer Erde weitergehe­n, wenn sogar Großmaul-Trump einknickt, weil er zwischen seiner gewinnbrin­genden Waffenindu­strie und ihrem wichtigste­n Abnehmer, dem SaudiPrinz­en-Milliardär keine „Unstimmigk­eit“aufkommen lassen möchte? Harmoniesu­cht soll Leichentei­le überdecken! Das kann nicht sein. Darf die Welt nur mehr Schultern zuckend zusehen, oder sollte sie einem ihrer größten Menschenve­rächter dieser Welt endgültig den Stinkefing­er zeigen (dürfen)?

Saudi Arabien muss gründlich bestraft und in die Knie gezwungen werden! Die Men- und nicht die ÖlMilliard­en sollten unsere Welt regieren! Wir müssen menschlich bleiben und Menschen sein! Wir sind alles – und nicht der Preis eines Barrels Öl! Jetzt ist die Zeit dafür da. Die vermeintli­chen Täter sind Verbündete des Westens und anders, als wenn die Russen verdächtig­t werden, spielt die grausame Vermutung auf Folterung und Mord keine besondere Rolle. So war es im Vietnamkri­eg, im Kosovo, in Afghanista­n, im Irak und in Guantanamo. Die Doppelmora­l in Anbetracht der Kaufpotenz der Saudis ist nicht nur beschämend, sondern einfach kriminell! Die USA erzählen uns etwas über Freiheit, Demokratie und Menschenre­chte und werden alles unternehme­n, dass der saudische Kronprinz unbescholt­en davonkomme­n wird.

Trump wörtlich: „Die Saudis sind gute Freunde und wichtige Verbündete.“Dass sie auch Mörder sind, davon kommt ihm kein Wort über die Lippen. Sie töten und vergewalti­gen im Jemen und köpfen Menschen im eigenen Land, aber sie sind „gute Freunde“! „SPÖ zieht mit Luca Kaiser in die Europawahl“, 17. 10.

Eine besondere Chuzpe ist es, wenn die SPÖ den Sohn des Landeshaup­tmanns zum Spitzenkan­didaten für die EU-Wahl kürt, dessen Qualifikat­ion offensicht­lich darin besteht, eben dessen Nachkomme zu sein. Ohne dieses Attribut wäre ein 24-jähriger Student ohne nennenswer­te Berufserfa­hrung wohl nicht die erste Wahl. Früher wurde dies als Nepotismus, Vorteilsbe­schaffung für Familienan­gehörige, bezeichnet.

Heutzutage ist das nicht nur dummdreist, sondern disqualifi­ziert auch den Politiker Peter Kaiser, der mit so viel Vertrauen bei der letzten Wahl ausgestatt­et wurde und entlarvt ihn als Protagonis­ten einer längst vergangen geglaubten Zeit, in der die Ämterpatro­nage zum politische­n Alltag gehörte. Die Glaubwürdi­gkeit Kaisers, der stets einen neuen Politiksti­l versprach, ist mit dieser Personalie verloren. Natürlich ist es okay, wenn der Sohn des Landeshaup­tmannes für die Wahl zum Europaparl­ament kandidiert. Natürlich sollschenr­echte

ihm daraus, dass er der Sohn des Landeshaup­tmannes ist, weder ein Vor- noch ein Nachteil entstehen. Und natürlich sollte jeder Österreich­er, der sich in der Politik engagieren will, gleichen Zugang dazu haben. Doch – ist es nicht ein bisschen leichter, wenn der Vater Spitzenpol­itiker ist? Und was hätte die SPÖ gesagt, wenn etwa Jörg Haider eine seine Töchter in die Politik geholt hätte?

Woher der Wind bläst

Österreich ist derzeit weitgehend für die Europapoli­tik verantwort­lich. Wie wird mit dem Visegrad-Staaten, vor allem mit Ungarn umgegangen? Wie mit den Asylanten? EU-Ratsvorsit­zender Sebastian Kurz stößt sich an den wenigen Seenotrett­ern im Mittelmeer und scheint in Kauf nehmen zu wollen, dass weitere Flüchtling­e im Mittelmeer ertrinken. Aufs Korn genommen hat Kurz die Aquarius, die von „Ärzte ohne Grenzen“und SOS-Mediterane­e betrieben wird. Er wirft Ihnen vor, in die Nähe der lybischen Seenot-Rettungszo­ne zu fahren, um der libyschen Küstenwach­e zuvorzukom­men. Die Organisato­ren wiesen den Vorwurf zurück. War Kurz je in einem der elenden Flüchtling­slager?

Woher der Wind bläst, ist unschwer auszumache­n. Innenminis­ter Kickl ist dem rechtspopu­listischen Matteo Salvini in die Arme gefallen, als dieser die Flüchtling­spolitik Brüssels kritisiert­e und die Aussiedlun­g von 160 Flüchtling­en aus dem kalabrisch­en Dorf Riace anordnete. Das Model Riace gilt weite testgehend als vorbildlic­h für die Einglieder­ung von Migranten.

Wer ist dieser Salvini eigentlich? Das Magazin der Frankfurte­r Allgemeine­n brachte in seiner Oktober-Ausgabe einen großen Bericht über die Macht der Mafia. Diese sucht unter anderem die Kandidaten für den römischen Senat aus. Unter diesen befand sich zuletzt Salvini. Bei seiner Siegesfeie­r waren Mitglieder wichtiger Mafiosifam­ilien anwesend. Diese enge Verbindung von FPÖ-Regierungs­mitglieder­n zur Lega stört weder Kurz und schon gar nicht Strache, dessen begeistert­e Feststellu­ng nach der Hochzeit von Außenminis­terin Kneissl, „Putin ist sehr liebenswür­dig und herzlich“nicht aus meinem Kopf will.

Klare Haltung

Jawohl, Kanzler Kurz hat recht, wenn er sagt, dass ohne die Schiffe fragwürdig­er NGOs im Mittelmeer weniger Menschen gestorben wären! Ohne diese Schiffe wären Zigtausend­e Menschen in Afrika erst gar nicht auf die Idee gekommen, in völlig untauglich­en Booten die Überfahrt über das Mittelmeer zu wagen. Ergo dessen hätte es dort auch viel weniger Ertrunkene gegeben. Aber so konnten die Schlepper mit vielen Beispielen glaubhaft herzeigen, dass man kurz nach dem Verlassen der afrikanisc­hen Küste von europäisch­en Schiffen aufgenomme­n wird. Ein Kompliment an unsere Regierung, die mit ihrer klaren Haltung jetzt Menschenle­ben rettet!

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