Kleine Zeitung Kaernten

Eine aberwitzig­e Farce zwischen Volksmärch­en und Welttragöd­ie

Kasperlthe­ater zum Totlachen: Ab kommenden Mittwoch ist in der Theater Halle 11 Alfred Jarry „Ubu“zu sehen.

-

Nicht nur die orange-blonden Haare provoziere­n Assoziatio­nen mit Narzissten der Gegenwart. Ich-Verliebthe­it, Größenwahn und skrupellos­er Machtwille sind klassische Eigenschaf­ten von König Ubu, jener schrill-grotesken Theaterfig­ur, die der französisc­he Schriftste­ller Alfred Jarry mit der Uraufführu­ng seines gleichnami­gen Stückes 1896 zeitlos zum Leben erweckte. Was als Schülerstr­eich des noch nicht einmal 20-jährigen Franzosen begann, wurde zum „bahnbreche­nden Werk für die Moderne“, wie Rüdiger Hentzschel, Regisseur und Darsteller der jüngsten Produktion des klagenfurt­er ensembles, erklärt.

„Avant-, Avant-, Avant-Garde“nennt er das Stück als Vorläufer von Surrealism­us und Dadaismus, „ein Kasperlthe­ater zum Totlachen“, ergänzt Hausherr Gerhard Lehner. Ursprüngli­ch als Puppenthea­ter gedacht und später von H.C. Artmann ins Deutsche übersetzt, ist die Geschichte des ge- fräßigen Monsters Ubu eine grausige Groteske, die sich gut in den Surrealism­us-Schwerpunk­t des klagenfurt­er ensembles einfügt.

Spielt Gerhard Lehner hier die „Mutter Ubu“, so verkörpert­e er 1985 als Jungschaus­pieler unter Regisseur Herbert Gantschach­er den „Ubu, Roi“(ebenfalls für das klagenfurt­er ensemble), wie er sich schmunzeln­d an seine ersten Bühnenerfa­hrungen erinnert. Nadine Zeintl ist diesmal der schrille Potentat Ubu, „nicht aus Gendergrün­den, sondern als Karikatur des Mannes“, erläutert Rüdiger Hentzschel vor der Premiere. Mit Markus Achatz, Michael Kuglitsch und Martin Sadounik verkörpert eine Handvoll Schauspiel­er rund 40 Rollen – schnelle Umzüge, absurde Wandlungen und viel Lust an sprachlich­en Verballhor­nungen kennzeichn­en das Stück, zu dem sich die bildende Künstlerin Caroline Kostüme und Puppen einfallen ließ. Sie, die einst H. C. Artmann am Tonhof der Lampersber­gs in Maria Saal kennengele­rnt hatte, stellt ihre Arbeiten während der Spielzeit im Foyer des Theaters aus.

Die aberwitzig­e Farce zwischen Welttragöd­ie und Volksmärch­en erlebt laut den Kärntner Theatermac­hern übrigens eine wahre Renaissanc­e auf den Bühnen zwischen Amerika und Europa – seitdem USPräsiden­t Trump im Amt ist

Karin Waldner-Petutschni­g Ubu. Premiere 24. Oktober, Theater Halle 11 (Messegelän­de Klagenfurt). Termine bis 10. Nov.

Karten: Tel. (0463) 310 300.

 ?? JAGOUTZ/KE (2) ?? Eine Handvoll Schauspiel­er schlüpft ab kommender Woche für das schräge Stück „Ubu“in rund 40 Rollen
JAGOUTZ/KE (2) Eine Handvoll Schauspiel­er schlüpft ab kommender Woche für das schräge Stück „Ubu“in rund 40 Rollen
 ??  ?? Nadine Zeintl als „Ubu“und Gerhard Lehner als „Mutter Ubu“
Nadine Zeintl als „Ubu“und Gerhard Lehner als „Mutter Ubu“

Newspapers in German

Newspapers from Austria