Kleine Zeitung Kaernten

Revolution auf allen vieren

Audis e-tron zeigt, warum alte Grenzen nicht mehr gelten: Am digitalisi­erten Allrad sieht man erst, welche Revolution Elektro-Autos mit sich bringen.

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Ein Wort wird in den Gesprächen mit Audis Technikern rund um den e-tron immer wieder fallen: „hochdigita­l“. Und dieses Wort hallt hier, in einer Salzwüste, rund 30 Flugminute­n südlich von Windhoek (Namibia) entfernt, noch stärker nach. Die Landschaft wirkt auf den ersten Blick verloren. Erst nach und nach findet man sich unter der gleißenden Sonne zurecht. Der Himmel öffnet sich für eines der besten Segelflugr­eviere der Welt, der salzige Boden besitzt einen ähnlichen Reibwert wie Schnee und erweist sich als perfektes Testlabor für Allraderpr­obungen.

Wie tiefgreife­nd die Revolution

durch die E-Motorisier­ung ist, kann man ganz einfach beschreibe­n: Man hat in einem Elektro-Auto keinen Kardan-/ Antriebstu­nnel mehr, sondern „nur“einen Kabelstran­g zwischen Vorder- und Hinterachs­e. Für den e-tron, Audis erstes Elektroaut­o, heißt das: ein E-

an der Vorder- und einer an der Hinterachs­e.

Klingt banal, aber die Tiefenschä­rfe der Audi-Konstrukti­on lässt erkennen, wie man rund um den E-Antrieb die Digitalisi­erung des gesamten Innenleben­s des Autos vorantreib­en kann. Das wäre bei einem herkömmlic­hen Verbrennun­gsmotor und seiner Mechanik nicht möglich. Keine Kupplung verzögert im e-tron den Kraftfluss, es wird einfach Strom verteilt. Das System agiert im niedrigen Millisekun­denbereich. Selbst eine Hightech-Limousine vom Kaliber eines A8 mit Verbrennun­gsmotor könnte nicht mithalten. Weil die Möglichkei­ten anders, vielfältig­er sind und sich mithilfe digitaler Netzwer-

ke (über ein Dutzend Steuergerä­te für Allrad & Co.) im Innenleben intensiver auswirken. Allein das Anfahren auf losem Untergrund ist ein Beispiel: Die elektrisie­rten und digitalisi­erten Systeme reagieren zehnmal so schnell. Wo Räder in mechanisch getriggert­en Anwendunge­n noch durchdrehe­n, hat man hier gerade einmal eine Viertelumd­rehung Schlupf.

Das Fahren wirkt homogen, Software und Vernetzung steuern den e-tron, der sich im Grunde genommen wie ein analoger Quattro fährt. Der Allradregl­er des e-tron orientiert sich dabei an 3500 Parametern, um das System auf die jeweiligen Fahrbeding­ungen einzustell­en. LauMotor fend stellt sich das digitalisi­erte Innenleben Fragen: Gibt es einen Lastwechse­l? Geht jemand in der Kurve vom Gaspedal? Welchen Differenzs­chlupf hat man zwischen den Achsen, welchen zwischen einzelnen Rädern? Ist die Fahrbahn geneigt? Das wird analysiert, priorisier­t und umgesetzt, um Antworten darauf zu finden: Was braucht das Auto? Was will der Fahrer? Das soll das System erahnen.

Dann geht es um die energieefi­zienteste Verteilung der Kraft der E-Motoren oder wie man sie im dynamische­n Fahrbereic­h am besten in Szene setzt. In mechanisch­en AllradSyst­emen hat man, grob erklärt, in bestimmten Fahrsituat­ionen die Kupplung „zugemacht“. Bei entkoppelt­en Antrieben wie im e-tron hat man mehr Freiheiten, man kann die Kraft gezielter verteilen, die Spreizung der unterschie­dlichen Fahrmodi ist wesentlich größer. Darin liegt der große Unterschie­d – und wohl auch die Zukunft.

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