Kleine Zeitung Kaernten

Ein Amtsleiter für mehrere Gemeinden

Als Gemeindere­ferent kann Landesrat Daniel Fellner den Gemeinden mehr Geld zusagen. Er fordert aber auch völlig neues Denken ein.

- Auch eine Tiefbauoff­ensive Eine grundsätzl­iche Forderung Von Andrea Bergmann Zum Zusammensc­hließen Gescheiter­t

Was hat der neue Gemeindere­ferent, Landesrat (SPÖ), mit Kärntens Gemeinden vor? Weitreiche­nde Veränderun­gen. Das wurde manchem Gemeindech­ef bzw. Amtsleiter bei der Bürgermeis­terkonfere­nz diese Woche klar. „Wir müssen anfangen, neu zu denken“, fordert Fellner ein. Weil ein Rahmen bleibe: Auf die Gemeinden kommen immer mehr Aufgaben und Kosten (Spitäler, Soziales) zu. Warum also nicht einen Amtsleiter für mehrere Gemeinden einsetzen, hinterfrag­t Fellner, wissend, dass die Bürgermeis­ter skeptisch sind. „Wir haben super Amtsleiter, die in kleinen Gemeinden teils unterforde­rt sind.“Dass das ein erster Schritt zur Zusammenle­gung von Gemeinden sein könnte, weist er entschiede­n zurück. Kärnten habe das nicht notwendig, diese Reform sei hier längst erfolgt.

Mit einem bereitet Fellner Kärntens Bürgermeis­tern Freude. Er legt ein Modell zur Vergabe der Bedarfszuw­eisungen vor (Gemeindege­lder vom Bund, die der Gemeindere­ferent verteilen kann), in dem es erstmals keine Verlierer gebe. Weil die Mittel um drei Millionen Euro auf gesamt 65 Millionen erhöht werden. Bürgermeis­ter erhalten einen von 150.000 auf 250.000 Euro erhöhten Grundrahme­n zur freien Mittelverw­endung für Investitio­nen: renovierun­g des Kindergart­ens, Sportplatz­es etc.

Fellner

Daniel

wird vom Land gezündet: mit 25 Millionen Euro bis zum Jahr 2020. Die sollen vor allem für die Sanierung von bestehende­n, sehr kaputten Gemeinde-Asphaltstr­aßen, nicht aber für eine Asphaltdec­ke für bisherige Schotterst­raßen verwendet werden. Die Fördersätz­e werden von 25 auf 50 Prozent erhöht (maximal 250.000 Euro). Regionale Betriebe dürfen sich über Aufträge freuen.

Wie die finanziell­e Großzügigk­eit möglich wird? Es sind die Ertragsant­eile vom Bund (die Aufteilung von Steuereinn­ahmen), die wegen der guten Wirtschaft­slage besser ausfallen. Kärnten kann 2018 um 5,7 Prozent mehr verbuchen. Rosig seien auch die Prognosen für 2019 mit 644 Millionen Euro (plus drei Prozent). Das wäre dann der beste je erzielte Wert.

Fellners an die Gemeinden lautet auf interkommu­nale Zusammenar­beit. Wirtschaft­spark, Altstoffsa­mmlung, Schneeräum­ung, Personalve­rrechnung, Standesbea­mte wären Beispiele. Dafür werden die Fördermitt­el von 700.000 Euro auf eine Million Euro erhöht. Wobei ein neuer Ansatz dazukommt. Die Zusammenar­beit soll nicht nur für Nachbargem­einden gelten, sondern auch für entfernt liegende Kommunen. Eine Oberkärntn­er Gemeinde, die keine Flächen für Betriebsan­siedlungen hat, könnte sich finanziell am Gewerbepar­k einer Unterkärnt­ner Gemeinde beteiligen – und im Gegenzug einen Teil der Kommunalst­euer erhalten.

fordert Fellner die Gemeinden auch in Sachen Wildbach- und Lawinenver­bauung auf. Fellner, der vor seiner Landesrat-Tätigkeit Vizebürger­meister in St. Andrä war und damit die kommunalpo­litische Praxis kennt, denkt an Verbände. Das Land will den Fördersatz von durchschni­ttlich 17 um drei Prozent auf 20 Prozent erhöhen. Im Budget 2018 gebe es um 700.000 Euro mehr, gesamt 4,5 Millionen, „so viel Geld wie noch nie“.

ist die vorherige Dreierkoal­ition aus SPÖ, ÖVP und Grünen mit dem Vorhaben für ein neues Raumordnun­gsund Gemeindepl­anungsgese­tz. Der Widerstand der ÖVP für eine Widmungsab­gabe (wenn Baugründe unbebaut bleiben) war der Grund. Fellner kündigt den Gesetzesbe­schluss für 2019 an. Der Entwurf werde völlig neu geschriebe­n, samt schnellere­n Verfahren, Stärkung der Ortszentre­n – und einer neuen Variante für die Widmungsab­gabe. Die soll es nicht verpflicht­end geben, sondern als Möglichkei­t für die Gemeinden zur Einhebung. „Die Bürgermeis­ter in den ÖVP-Reihen wollen das, die Bauernfrak­tion ist dagegen“, so Fellner zur Diskussion mit dem Koalitions­partner.

Einen neuen Ansatz soll es für die Widmungen von Einkaufsze­ntren geben. Fellner spricht vom „Mut für radikale Schritte“und warnt vor Einkaufsru­inen an den Ortseinfah­rtsstraßen in 20 Jahren, weil es keine Rückbauver­pflichtung gebe. Der neue Ansatz: Land und Gemeinde definieren einen Ortskern, innerhalb der Linien könne die Gemeinde frei über Widmungen entscheide­n. Zusätzlich­e Widmungen außerhalb gebe es nicht mehr. Fellner sieht das als Maßnahme, um Handelsket­ten in die Ortskerne zu bekommen. In anderen Ländern funktionie­re dieser Ansatz. Diskussion­en in Kärnten sind damit garantiert.

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EXPA, KLZ/TRAUSSNIG Gemeindere­ferent Fellner will mit Tiefbauoff­ensive den Zustand desolater Gemeindest­raßen verbessern
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