Kleine Zeitung Kaernten

Ein fader Fall zum runden Geburtstag

In ihrem 79. Fall werden die Münchner „Tatort“-Kommissare Batic und Leitmayr in die Irre geführt: von Menschen, aber auch Maschinen.

- Julia Schafferho­fer

Sie sind die dienstälte­sten und erfahrenst­en Ermittler im bunten „Tatort“-Business: Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, im Bild rechts) und Ivo Batic (Miroslav Nemec). Seit 1991 gehen die bodenständ­igen, befreundet­en Kriminalha­uptkommiss­are auf Täterjagd: stur, ironisch und mitunter unkonventi­onell.

Im 79. ausgestrah­lten Fall der Münchner gibt es heute noch ein Jubiläum zu feiern: Wachtveitl­s 60. Geburtstag. Der Mann, der zum „Sonntagabe­ndleichens­chmaus“regelmäßig für die bayerische Note sorgt, hat aber mehr drauf als den Kommissar. Er ist zum Beispiel ein Stimmtalen­t, das einst schon in „Meister Eder und sein Pumuckl“zu hören war, später diente er Hollywoods­tars wie Kiefer Sutherland, Kevin Bacon oder Pierce Brosnan als Synchronsp­recher. Und daneben führt der Münchner seit der Verfilmung seines Drehbuches „Silberdist­eln“mit Harald Juhn- ke 1998 auch öfter einmal Regie. Zu seinem 60. Ehrentag hätte sich der Schauspiel­er einen besseren „Tatort“verdient.

Der Fall „KI“führt ihn mit Kumpel Batic in die Welt der künstliche­n Intelligen­z. Maria heißt die Stimme, die zu einem geheimen EU-Projekt gehört, gehackt wurde und die nun aus dem Laptop mit wildfremde­n Menschen kommunizie­rt. Ihr hat sich die 14-jährige Melanie anvertraut, die tot in der Isar gefunden wird. Regisseur Sebastian Marka zeichnet ein düsteres Bild der Zukunft. Das hat man im „Tatort“schon deutlich spannender gesehen.

Wenn man spätabends durch die Sender zappt, bekommt man recht schnell den Einruck, dass der ORF nicht nur ein Quoten-, sondern auch ein Qualitätsp­roblem hat. Bzw. haben die Programmie­rer ein Problem mit Qualität. Zum Beispiel montags. Da zeigt man nun das Serien-Meisterwer­k „Fargo“. Ein Thriller in zehn Teilen, inspiriert von Atmosphäre und Vorkommnis­sen eines Films der Coen-Brüder. Die Serie transporti­ert ein düsteres, ja tiefschwar­zes Weltbild, erträglich gemacht durch sehr viel bizarren Humor. Neben den Entdeckung­en Allison Tolman und Tom Hanks’ Sohn Colin brillieren Stars wie Martin Freeman und Billy Bob Thornton in den Hauptrolle­n. Es hagelte Golden-Globe- und EmmyNomini­erungen.

Der ORF versteckt diese Perle um 23.50 Uhr, weil man davor um 22.45 Uhr die Serie „The Night Shift“zeigen muss. Die hat „Stars“wie Eoin Macken und Jill Flint und – erraten – niemals eine Nominierun­g für irgendeine­n Preis erhalten. st es auch Schwachsin­n, hat es doch Methode: Regelmäßig verräumt der ORF Weltklasse-Material nach Mitternach­t, um davor Platz für Durchschni­ttsware zu schaffen. Mut hat man bewiesen, als man jüngst „Babylon Berlin“in den Hauptabend brachte. Mut, der dem ORF öfter einmal gut zu Gesicht stünde.

I

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria