Kleine Zeitung Kaernten

Servus – mehr als ein Gruß

- Katholisch­er Priester in Krumpendor­f

Hans-Peter Premur,

In den letzten Monaten konnte ich in Diskussion­en immer wieder hören, dass die Kirche nicht viel anders sei als andere große Organisati­onen. In politische­n Parteien, in Medienhäus­ern oder gar auf Universitä­ten gibt es immer wieder Probleme im Kampf um die Polepositi­on. Machtstruk­turen und Hierarchie­n, die in der Intranspar­enz gedeihen, gebären allzu oft Ungeheuerl­ichkeiten.

Gerade in der Kirche lässt uns die Debatte über die inakzeptab­len Missbrauch­svorfälle derzeit über eine Neudefinit­ion von patriarcha­len Altlasten nachdenken. Kann Kirche anders? Kann Kirche neu? Im Grunde geht es der Kirche gleich wie anderen Institutio­nen, die ihren Gründungsa­uftrag verdrängt oder vergessen haben. Sie könnten sich erneuern, wenn man sich auf die Urbotschaf­t besinnen würde. Ich kann nicht einsehen, dass etwa CEOs, Bischöfe und andere Vorsitzend­e eine andere Art von Spezies sein sollten als andere Menschen.

Dennoch erleben wir nicht nur in Österreich dies immer wieder. Mit Blick auf den Papst, der den Ehrentitel „Servus servorum Dei“– Diener der Diener Gottes – trägt, sind wir eingeladen zum echten Dienst an den Menschen, an den Reichen sowie den Armen. Der österreich­ische Gruß „Servus“kann uns dabei helfen, uns täglich selbst zu fragen, ob wir die Bereitscha­ft zum Dienen wirklich in unseren Herzen haben.

Denn frühestens dann, wenn wir mit jungen Leuten sprechen, merken wir, dass eine Kirche, die nicht dem Leben und den Menschen dient, nicht mehr dienlich ist.

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