Kleine Zeitung Kaernten

Geht nicht.

Wenn der Vater mit dem Sohne: Man dürfe den eigenen Kindern nichts in den Weg legen und müsse sie nur tun lassen. Im Fall Kaiser war das ein zweifacher Irrglaube.

- Hubert Patterer redaktion@kleinezeit­ung.at

Die Beharrlich­keit, mit der die SPÖ ihr eigenes Abbruchwer­k vorantreib­t, hat etwas Beängstige­ndes, fast Triebhafte­s. Jetzt hat sich auch noch einer ihrer Besten, Kärntens Landeshaup­tmann Peter Kaiser, durch Zutun in den Sog der Kalamitäte­n ziehen lassen.

Für die Partei ist die ohne Not heraufbesc­hworene Selbstbesc­hädigung doppelt verhängnis­voll, zumal Kaiser eine wichtige Symbolfigu­r nach innen ist: Er ist weit und breit der Einzige, der in jüngster Zeit als Sozialdemo­krat eine Wahl gewonnen hat. Und: Er hat vorgelebt, wie man bürgerlich­e Milieus bindet und wie man die FPÖ auf Distanz halten und ihr bei der Zuwanderun­g mit pragmatisc­her Vernunft die Stirn bieten kann. Nach dem bunten, haltlosen Treiben der Ära Haider und ihrer Nachlassve­rwalter war Kaiser im politische­n Warenkorb das ideale Gegenprodu­kt: ein Ausbund an Ernsthafti­gkeit und Solidität.

Diese Marke weist jetzt Risse auf. Sein Fall zeigt, dass anhaltende­r Erfolg zu Achtlosigk­eit und Fahrlässig­keit verführt und wie leicht einen an der Macht der wache Instinkt verlässt, was den Leuten zumutbar ist, den Leuten draußen wie den eigenen. Zuzulassen, dass der politisch unerfahren­e Sohn im eigenen Bundesland als Spitzenkan­didat für die Europawahl nominiert wird, war klar außerhalb des Zumutbaren. Ein 9000Euro-Mandat quasi als politische­s Trainee-Programm, das war keine sehr schlaue Idee. Der tüchtige junge Mann mag ein internes Hearing gewonnen haben, aber entscheide­nd ist das Hearing draußen, und das hat man außer Acht gelassen.

Hier hat Peter Kaiser seine Vaterpflic­hten vernachläs­sigt, und das gleich in zweifacher Hinsicht. Zum einen hätte der Landeschef seinen Sohn rechtzeiti­g schützen müssen, indem er ihm mit der Autorität gelebter Erfahrung klarmacht: Geht nicht. Zum anderen hat er es verabsäumt, den Heißsporn auf die Folgen und die Klebewirku­ng seines öffentlich­en Pos- tings im Netz hinzuweise­n. „Nazion Österreich. Scheiß Innenminis­ter!“, das ist bescheiden­er Vulgär-Rap für den Innenhof beim Klagenfurt­er „Pumpe“. Wenn man jedoch an der Schwelle zum Eintritt in die Politik steht, sollte man wissen, dass einem so ein Posting früher oder später zum Fallstrick wird und es den Absender für jedes höhere politische Amt zunächst disqualifi­ziert. Luca Kaiser hat es mit 24 nicht gewusst, aber sein Vater hätte es wissen müssen. Er hätte dem Sohn mit Verweis auf die Löschtaste sofort sagen müssen: Geht nicht.

Die unterblieb­ene Interventi­on hat alle beschädigt: den Vater, den Sohn und die handlungsu­nfähige Partei, die sich in ihrem Unglück mit einer neuen Frontlinie beschenkt: Kärnten gegen Wien.

Das ist eine Konstellat­ion, mit der man im südlichste­n Bundesland vertraut ist. Es ist der Stoff, aus dem die Opfer-Mythen sind. Ihrer bedient sich leider der gekränkte Vater, wenn er der Bundespart­ei uneinsicht­ig mit dem Fernbleibe­n droht. Er zitiert die Vorsitzend­e nach Klagenfurt und fordert eine Erklärung ein. ER ist sie schuldig.

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