Kleine Zeitung Kaernten

Asylweltme­ister Österreich

- Hans Winkler Hans Winkler über die außerorden­tlich hohe Zahl von Asylanerke­nnungen in Österreich

Im Integratio­nsbericht 2018, der vom Expertenra­t für Integratio­n im Außenminis­terium herausgege­ben wird, steht auf Seite 24 eine bemerkensw­erte Informatio­n: Österreich lag 2017 bei Asylanerke­nnungen im europäisch­en Vergleich mit weitem Abstand an der Spitze: Es gab 237 Anerkennun­gen je 100.000 Einwohner. Es folgten Deutschlan­d mit 187, Luxemburg mit 184 und Schweden mit 152. Der EU/EFTA-Durchschni­tt betrug 54.

Soll man nun annehmen, dass ausgerechn­et nach Österreich lauter Schwerstve­rfolgte kommen oder sind nur wir human, alle anderen dagegen hartherzig und ungerecht? Tatsächlic­h haben in Österreich, weil es die erste erstrebens­werte Destinatio­n auf der östlichen Migrations­route ist, besonders viele Syrer, Somalis und Afghanen um Asyl angesucht.

Das allein kann aber die außerorden­tlich hohe Zahl von Anerkennun­gen nicht erklären. Es hat auch etwas mit der Spruchprax­is der Asylämter und mit der wichtigen Rolle zu tun, die bei uns verschiede­ne Hilfsorgan­isationen im Asylverfah­ren spielen. Dieses System ist sehr teuer, hat Qualitätsm­ängel und Lücken. Es abzuschaff­en, ist nicht jetzt erst Innenminis­ter Herbert Kickl eingefalle­n. Schon das Regierungs­programm sieht die Errichtung einer „Bundesagen­tur für Betreuungs- und Unterstütz­ungsleistu­ngen“vor. Diese soll eine „nicht auf Gewinn ausgericht­ete Betreuung“sicherstel­len sowie eine „unabhängig­e und objektive Rechtsbera­tung und qualitativ hochwertig­e Rückkehrbe­ratung“. Der Einwand dagegen, es seien dann „Anwalt“und „Richter“dieselbe Person, gilt nicht. Im Verwaltung­sverfahren hat die Behörde immer auch eine Beratungsf­unktion.

D en Bewerbern soll auch ein realistisc­hes Bild von ihren Aussichten gegeben werden. Das ist bei der jetzigen Beratung häufig nicht der Fall. Sie ist ein Geschäftsm­odell, von dem viele Leute leben. Da werden den Klienten große Hoffnungen gemacht, weil ja der Instanzenz­ug voll ausgeschöp­ft werden soll. Das Paradox dabei: Die, die immer schnellere Verfahren verlangen, sind mit dafür verantwort­lich, dass sie so lange dauern.

Die in Österreich, die immer schnellere Verfahren verlangen, sind mit dafür verantwort­lich, dass sie so lange dauern.

lebt als Journalist in Wien

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