Schörghofer und der x-te Neustart
Nach einem Jahr Zwangspause will Philipp Schörghofer mit 35 wieder in die Weltspitze. Noch dazu mit ganz neuem, eigenem Material.
Verletzungen sind gerade im alpinen Skisport an der Tagesordnung. Leider. Und so wird es auch diese Saison beim Auftakt in Sölden zahlreiche „Rückkehrer“in den Weltcup geben. Einer ist ein altbekannter: Philipp Schörghofer – und das, obwohl er eigentlich nie richtig weg war. Rennen um Rennen hatte er in der Vorsaison versucht, doch noch einzusteigen, fit zu werden, er war sogar ohne Renneinsatz Teil des Olympia-Teams. Doch letztlich warf er das Handtuch. Der Knorpelschaden im Knie, verbunden mit Fehlstellungen und Folgeschmerzen in der Muskulatur, ließ einfach kein echtes Rennfahren zu.
Doch dieses Problem hat der Salzburger nun im Griff. Ausschlaggebend war der Wechsel zu Gernot Schweizer, jenem Konditionstrainer, der auch Marcel Hirscher und Manuel Feller auf Vordermann bringt. Er schaffte es, „dass ich die Schläge und Kräfte nun wieder abfedern kann“, sagt der Filzmooser. Und damit habe er, sagt Schörghofer, ihm wieder „Lebensqualität“gegeben. Denn: „Ich konnte ja zwischendurch gar nicht mehr auf Ski stehen – das hat mich schon ordentlich hergenommen.“Jetzt aber ist er wieder so weit, sogar im Weltcup mitzufahren, „auch wenn ich noch nicht bei 100 Prozent bin“. Doch viele kleine Schritte – und im Juni einen „Riesenschritt“– in die richtige Richtung hat es schon gegeben. „Aber wenn es schwer und unruhig wird, da fehlt schon noch etwas“, erklärt der Routinier, der bisher genau einen Weltcupsieg (Hinterstoder 2011) zu Buche stehen hat. Sonst war seine Karriere oftmals ein kurzes Auf mit vielen Abs samt kleinen und größeren Verletzungen. Und eine Karriere der verpassten Chancen, denn skifahrerisch galt Schörghofer immer als siegfähig – nur ins Ziel brachte er es nie.
Jetzt, mit 35 Jahren,
versucht er es noch einmal. Und als ob das Überwinden der Knieprobleme nicht genug wäre, hat er auch gleich die Skimarke gewechselt. Als einziger Weltcupläufer vertraut er nun „Augment“, ehemals „Croc“-Ski, die im Pinzgau gefertigt werden. „Vor mir ist der US-Amerikaner Tim Jitloff damit gefahren. Ich bin aber gewechselt, ohne die Ski wirklich getestet zu haben“, sagt Schörghofer – und bereut diesen Schritt nicht: „Logisch war ich nervös. Aber ich bin nicht enttäuscht worden, auch wenn wir noch gar nicht so viel am Material getüftelt haben – zuerst muss ich ja in Form kommen, sonst macht es wenig Sinn.“
Dieses „In-Form-Kommen“hat er sich ganz fest vorgenommen. „Weil nur aus Gaude mach ich das alles nicht“, betont er. „Natürlich bin ich happy, dass ich wieder fahren kann wie vorher – was den Schmerz betrifft. Aber am Ende des Tages zählen schon die Resultate, keine Frage.“Nur in Sölden, da denkt der Riesentorlauf-Spezialist (noch) nicht in Punkten und Plätzen. Das Ziel ist „einfach entschlossen runterzufahren. Tu ich das, dann ist schon was möglich. Schaff ich es nicht, wird es schwierig ...“
Aber auch wenn es nicht klappt, wird Schörghofer nicht sofort aufgeben. Denn eines hat er in der langen Pause und der Zeit des Zweifelns („Ohne meine Frau und meinen Sohn hätte ich wohl den Hut drauf gehaut“) gelernt: „Geduld. Es gibt viele schlechte Tage, schönreden will man sich ja auch nichts.“Aber just in diesen schwierigen Zeiten ist dem Pongauer dafür klar geworden: „Wenn man es zu hundert Prozent will, dann geht was. Und ich weiß jetzt ganz genau, dass ich das tue. Sonst wäre ich nicht hier.“Dieses „HierSein“im Weltcup soll auch kein Kurzbesuch sein, sagt er: „Wenn alles gut geht, dann würde ich schon noch gerne zwei weitere Jahre fahren. Nur China und Olympia – das würde ich mir wohl nicht mehr antun.“