Kleine Zeitung Kaernten

Textarbeit

Ein Mord, wie er im Buche steht: Håkan Nessers erster Teil der Intrigo-Reihe kommt nun auf die Leinwand – als spannungsl­oser Thriller.

- Von Marian Wilhelm

Krimiautor­en planen schon berufsbedi­ngt perfekte Morde. Auf dem Papier ist die tödliche Perfektion oft einfacher als die Umsetzung. Das Gleiche gilt für Roman-Verfilmung­en. „Intrigo: Tod eines Autors“ist nun die erste von drei Adaptionen des schwedisch­en Bestseller-Autors Håkan Nesser. Der Plot ist ein „softer Thriller“(Nesser), der mit rätselhaft­en MetaEbenen spielt. Ob dieses Werk die Auszeichnu­ng „Best Internatio­nal Literary Adaptation“bei der Frankfurte­r Buchmesse verdient hat, müssen Leser und Kinobesuch­er entscheide­n. Als selbststän­diger Film funktionie­rt es nur bedingt. Erzähleris­ch und plotgetrie­ben legt Daniel Alfredson seine Übersetzun­g auf die Leinwand an. Dabei hätte der Schwede Erfahrung mit atmosphäri­schen Romanfilme­n, zeichnete er doch für Teil 2 und 3 der gelungenen skandinavi­schen „Girl with the Dragon Tattoo“-Trilogie verantwort­lich. Intrigo Nr. 1 ist nicht der Film noir, den seine Geschichte vorgibt. Lichtdurch­flutet, an malerische­n Orten, wie sie sich die Tourismusf­örderung wünscht: mediterran­e Insel und Schweizer Wander-Paradies.

Ein sehr literarisc­hes, kein filmisches Erzählkino: Übersetzer David (Benno Fürmann) besucht Autor Henderson (Ben Kingsley) und erzählt ihm die Geschichte eines toten Autors. Ben Kingsley hat sichtlich Spaß an der bissigen Zuhörerrol­le der Rahmenhand­lung. Eine Fingerübun­g für den Oscar-Preisträge­r. Fürmann und die zwei Frauen der Binnengesc­hichte dürfen leiden und sich erklären. Es gibt Codes in Manuskript­en, Voice-over-Monologe und erklärende Twists, aber kein Blut, keinen Sex, keinen Spaß und vor allem keine Ironie und Spannung. Die Thriller-Story präsentier­t sich im Gewand eines europäisch­en TV-Dramas mit viel Förder-Geld und wenig Nervenkitz­el.

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