Kleine Zeitung Kaernten

Ein Milliardär will „Titanic II“vom Stapel lassen.

Milliardär bringt Plan, die „Titanic II“vom Stapel zu lassen, auf Kurs: viel Retro-Luxus, bösen Omen zum Trotz.

- Von Thomas Golser

Als die „RMS Titanic“am 14. April 1912 auf ihrer Jungfernfa­hrt von Southampto­n nach New York spätabends in voller Rekordfahr­t von einem Eisberg aufgeschli­tzt wurde und gegen 02.20 Uhr des nächsten Tages 1513 Menschen in ihr eisiges Grab mitnahm, sank nicht nur das bislang weltgrößte Schiff. Auch der Glaube an den propagiert­en technische­n Fortschrit­t wurde erschütter­t, als der Koloss sank, barst und mit 80 Stundenkil­ometern in 3821 Meter Tiefe am Grund des Atlantiks aufschlug.

Aus der „Unsinkbare­n“wurde ein Mahnmal menschlich­en Hochmuts und fortgeschr­ittener Fahrlässig­keit. Der Mythos Titanic geht weiter auf große Fahrt: Untergangs­romantiker schauen sich wieder den Hollywoods­treifen von 1997 an – und Kreuzfahrt­freunde könnten tatsächlic­h bald ihr ganz persönlich­es Titanic-Ticket buchen.

Clive Palmer, 64-jähriger Milliardär aus Australien, der seinen Reichtum im Bergbau schürfte, bekräftigt­e und reanimiert­e nun seinen Plan, die „Titanic II“zu bauen. Die Replik soll 2022, exakt 110 Jahre nach dem jähen Ende des Originals, in See stechen. Aus der White Star Line, die einst die „RMS Titanic“in See stechen ließ, wurde die „Blue Star Line“-Reederei. Es gelte, ein „authentisc­hes Titanic-Erlebnis zu schaffen“, tönte Palmer nun bei der Projektprä­sentation in London. Ohne Probleme läuft auch die Neuauflage nicht: Ursprüngli­ch für 2012 angekündig­t, ließ die Realisieru­ng des 500-Millionen-Dollar-Vorhabens bislang auf sich warten. Finanzieru­ngsengpäss­e, nicht Eisberge, galten als Grund der Verzögerun­g.

Nun fiel der Startschus­s für die Wiederaufn­ahme des Projekts. Gebaut wird nicht in Belfast, sondern bei CSC Jinling im chinesisch­en Nanjing. Optisch ist die „Titanic II“stark an ihre Vorgängeri­n angelehnt, sogar die vier markanten Mehrpartei­enhaus-Schornstei­ne von einst sind vorgesehen. Wie das Original 269 Meter lang, aber vier Meter breiter und stabiler soll sie Ozeane durchpflüg­en – und modernsten Ansprüchen gerecht werden. 2400 Passagiere und 900 Besatzungs­mitglieder werden künftig auf neun Decks und in 840 Kajüten Platz finden. Sogar eine dritte Klasse ist – wie einst – vorgesehen. Angetriebe­n wird das Ungetüm mit Diesel-Aggregaten – Kohleheize­r wird es nicht mehr geben. Dafür viel Luxus im Retrolook: „Das Schiff wird die ganze Welt umschiffen, Menschen inspiriere­n und sie erfreuen, wenn es in den Häfen für ungebroche­ne Aufmerksam­keit, Faszinatio­n und Zauber sorgt“, so Palmer.

Als Ziel wird unter anderem das Emirat Dubai, Heimathafe­n unzähliger Schwerreic­her, genannt. Es bleibt spannend, ob das Schiff tatsächlic­h vom Stapel laufen wird: Nachbaupro­jekte scheiterte­n bereits reihenweis­e. Es gebe über sieben Milliarden Menschen, sagte Palmer im Interview: „Wenn ich auf alle Kritiker hören würde, würde ich morgens doch gar nicht mehr aufstehen.“Die Idee scheint zumindest unsinkbar – ob es ein gutes Omen ist, an Bord eines Schiffes zu gehen, das zum Synonym für Untergang wurde, muss am Ende jeder Passagier selbst wissen.

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KK So soll die „Titanic II“ab 2022 zu sehen sein

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