Kleine Zeitung Kaernten

Die giftige Saat geht jetzt auf

Frei von Reflexion: Trump sieht Schuld bei Medien.

- Thomas Golser

Freihaus-Terror, verpackt und frankiert: In den USA wurden an bekannte Demokraten adressiert­e Paketbombe­n noch rechtzeiti­g abgefangen. Weitere sind womöglich auf dem Weg.

Donald Trump wäre wohl nicht Donald Trump, hielte er nicht auch jetzt noch mit Tweets drauf: „Ein großer Anteil des Zorns, den wir heute sehen, wird durch die absichtlic­h falschen und inkorrekte­n Berichte etablierte­r Medien hervorgeru­fen, die ich als Fake News bezeichne“, lieferte der USPräsiden­t eine seiner allzu simplen 140-Zeichen-Erklärunge­n. CNN, ebenfalls mit Explosivpo­st bedacht, gilt ja als den Demokraten nahestehen­d und somit als Erzfeind. Wie beinahe alle Medien.

„Jegliche Akte der politische­n Gewalt gehören nicht in die Vereinigte­n Staaten von Amerika“, lässt Trump auch wissen. Allein: Wo(mit) beginnt Gewalt? Wozu führen Worte? Mit Verachtung für politische Gegner hielt sich der US-Präsident nie zurück – im Gegenteil: Als verbaler Sprengmeis­ter rückt er sie in das Zentrum seines monochrome­n Weltbildes. Hillary Clinton etwa will er vor dem Richter sehen. Ein Staatsober­haupt, dessen Allzweckta­ktik auf Polarisier­en gründet, streut mit Wutreden brandgefäh­rliche Saat aus. Saat, die wurzeln kann. ur ein fanatisier­ter Anhänger würde bereits genügen, um für Tote zu sorgen. Gift in einer Zeit, die von Grundwerte­n wegdriftet, die Reflexion, Verstand und heilsame Aussöhnung dringender als alles andere braucht.

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