Kleine Zeitung Kaernten

Asylwerber älter gemacht

Prozess wegen Amtsmissbr­auch: Beamtin soll das Geburtsdat­um in einem Asylverfah­ren verändert haben.

- Wolfgang Fercher

Intrige am Arbeitspla­tz oder mutwillige­s Eingreifen in ein Asylverfah­ren? Wegen des Vorwurfs des Missbrauch­s der Amtsgewalt musste sich am Donnerstag eine 53-jährige Kärntnerin vor dem Landesgeri­cht Klagenfurt verantwort­en. „Sie hat das Geburtsjah­r eines minderjähr­igen Asylwerber­s von 2001 auf 1999 verändert. Er wurde damit in seinen Rechten beschädigt“, führt Staatsanwa­lt Christian Pirker aus. Die Angeklagte, eine mittlerwei­le suspendier­te Beamtin des Bundesamts für Fremdenwes­en und Asyl, erklärte sich nicht schuldig. Bei der Verfahrens­anordnung, auf die sich die Anklage bezieht, habe es sich um die „Testeingab­e in einem Computerpr­ogramm“gehandelt“, sagt ihr Verteidige­r. Die Frau spricht von einer Intrige an ihrem Arbeitspla­tz. „Eigentlich hat er mich von Anfang an bekämpft und mich immer runtergema­cht“, beschreibt sie das schwierige Verhältnis mit ihrem Vorgesetzt­en.

Konkret geht es um den Akt eines Asylwerber­s aus Nigeria, in dem als Geburtsjah­r 2001 steht. „In diesem Fall wurde ich im Herbst 2016 vom Jugendwohl­fahrtsträg­er angerufen, die vermuteten, dass er deutlich älter ist“, erzählt die Frau. Des- halb sollte es einen Vernehmung­stermin für eine „Identitäts­feststellu­ng“geben.

Die Frau bereitete ein Formular vor und trug dort den 1. 3. 1999 als Geburtsdat­um ein. „Das ist meine Lieblingsz­ahl, die gebe ich immer ein bei Testungen“, sagt die Angeklagte. Das Formular sei nur als Test gedacht gewesen und wurde, „um Fehler zu korrigiere­n“, an eine Schreibkra­ft weitergege­ben. Sie habe aber definitiv keine Anordnung gegeben, dieses Dokument dann zu versenden. Zeugen wurden noch nicht befragt, Richter Matthias Polak vertagte den Prozess.

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