Geschenktes Bild soll Augen öffnen
Der Künstler Manfred Bockelmann schenkt der Stadt Klagenfurt das Bild der in der NZ-Zeit hingerichteten Frau. Das Porträt wird am Landesarchiv angebracht.
Sie hieß Terezija Micˇelj und lebte in St. Veit im Jauntal/ Sentvid ˇ v Podjuni. Bis sie am 1. Juni 1944 gemeinsam mit ihrer Mutter von der Gestapo verhaftet wurde. Der Vorwurf: Die Frauen hätten Partisanen beherbergt. Am 6. Jänner 1945 wurden Mutter und Tochter am Landgericht Klagenfurt vom berüchtigten „Blutrichter“Roland Freisler zum Tode verurteilt. Sechs Tage später wurden sie in Graz hingerichtet. Terezija war 22, ihre Mutter 61 Jahre alt.
In einem anonymen Massengrab wurden die NS-Opfer verscharrt und vergessen. Jetzt hat der Künstler Manfred Bockelmann ihre Geschichte ausgegraben, um sie sichtbar zu machen. Sichtbar für alle, denn das 1,60 mal zwei Meter große Bild wird für alle mitten in Klagenfurt zu sehen sein. Es ist ein Geschenk des Künstlers an die Stadt anlässlich von deren 500Jahr-Jubiläum.
Im öffentlichen Raum solle es deshalb zu sehen sein, „weil Ausstellungen immer zeitlich begrenzt sind“, sagt Manfred Bockelmann. Ihm ist es wichtig, Schicksale der vom NS-Regime Ermordeten aufzuzeigen. Im Rahmen seines Non-Profit-Projektes „Zeichnen gegen das Vergessen“, das bereits um die Welt geht, lässt er die geschundenen Getöteten im Gedächtnis der Menschen wieder auferstehen.
„Das Problem ist, dass diese Dinge sonst vergessen werden“, sagt Manfred Bockelmann. Auf die Geschichte von Terezija Micˇelj brachte ihn der Historiker Peter Gstettner. „Ursprünglich wollte ich ein Graffito auf einer Feuermauer anbringen“, sagt der Künstler, „kein Bild, das abschreckt.“Im Gegenteil. Es solle neugierig machen.
Auch deshalb fiel die Wahl auf die junge Kärntner Slowe- nin. „Sie sieht aus wie eine Schauspielerin“, sagt Bockelmann „Die Leute werden sagen, ich muss einmal schauen, wer das ist.“Für das Bild habe sich dann der „ideale Platz“gefunden. Er habe mit Direktor Wilhelm Wadl gesprochen, er sei sofort einverstanden gewesen, dass das Porträt an der Fassade des Landesarchivs angebracht werde. „In Überkopfhöhe zwischen Glasplatten“, sagt der Künstler, „zehn Zentimeter von der Fassade entfernt.“Denn „der Krastaler Marmor ist unbeschmutzt. Wenn ich da etwas hinaufmale, wird das womöglich als Aufforderung verstanden.“