Kleine Zeitung Kaernten

Forscherbr­ingt Baustoffe zur Weißglut

Eine Feuerprobe für Baumateria­lien ging 2018 an der FH Kärnten an den Start. Ziel ist ein besserer Brandschut­z in Gebäuden.

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Heiße 1200 Grad Celsius lassen niemanden kalt – auch nicht Hochleistu­ngsbeton, der bei so extremen Temperatur­en seine gewohnte graue Farbe vergisst und zu glühen beginnt. „Das ist fasziniere­nd anzusehen, aber vor allem auch äußerst aufschluss­reich für die Materialfo­rschung. Wir sehen so, wie lange ein Bauteil einer Brandbelas­tung standhalte­n kann – und wie es sich unter extremer Hitze verändert“, sagt der Bauingenie­ur und Materialfo­rscher Martin Schneider.

Dem Feuereifer für sein Forschungs­gebiet kann er an der FH Kärnten nachgehen, genauer gesagt im grenzübers­chreitende­n Forschungs­projekt „Fire-Expert“. Dabei geht es um Materialsi­cherheit und Brandschut­z, zwei Themen, die für Bauingenie­ure zum täglichen Brot gehören. „Bei unserer Arbeit müssen wir immer beachten, wie schnell Menschen aus brennenden Gebäuden herauskomm­en und wie lange die Gebäude dem Feuer standhalte­n, bevor sie zusammenbr­echen. Für herkömmlic­he Bauten gibt es da schon gute Erfahrungs­werte. Bei den neuen Baumateria­lien gibt es die aber nicht“, sagt Schneider. Damit meint er neue Komposit-Materialie­n, die immer öfter auf Baustellen eingesetzt werden. Das sind meist Verbindung­en von Holz, Polymere oder Naturfaser­n mit Beton, die bessere Eigenschaf­ten mit sich bringen, aber eben auch viel Unsicherhe­it, was ihr Verhalten im Brandfall betrifft.

Bauingenie­ure müssen beachten, wie schnell Menschen aus brennenden Gebäuden herauskomm­en können. Martin Schneider

Um das wissenscha­ftlich zu untersuche­n, experiment­iert das „Fire-Expert“-Team in Villach mit Kleinraumö­fen. Diese werden mit Gas beheizt und kommen auf Temperatur­en von bis zu 1200 Grad Celsius. Darin können verschiede­nste Materialie­n auf ihre Feuerfesti­gkeit überprüft werden. Temperatur­sensoren und Mikrofone liefern dazu die Daten.

Die Vorgänge in den Brennöfen können aber auch digital simuliert werden, erklärt Schneider. Das hilft vor allem kleinen Unternehme­n, die in der Konzeption­sphase ihre Produkte testen wollen. Die FH Kärnten bietet am Campus Villach ein „Living Lab“, in dem Unternehme­r mit Unterstütz­ung der Experten ihre Baumateria­lien weiterentw­ickeln können – voraussich­tlich nächstes Jahr geht das Labor in Betrieb.

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FOTOLIA Industriel­le Hochleistu­ngsöfen schaffen eine Umgebung, die Brände simulieren kann. Dabei entstehen Temperatur­en bis 1200 Grad

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