Kleine Zeitung Kaernten

„Zu weit aus dem Fenster gelehnt“

Der Fall Luca Kaiser sorgt weiterhin für Diskussion­en unter unseren Lesern.

- „Kaiser überlegt Rückzug aus Bundes-SPÖ“, 20. 10.

In Brüssel wurden von nur 45 Prozent der wahlberech­tigten EU-Bürger an die 750 hoch dotierte Nebenjobs vergeben. Die jetzige Landwirtsc­haftsminis­terin hat neben ihrem EU-Mandat als ÖVP-Generalsek­retärin gearbeitet, eine Frau Lunacˇek hat nebenher in Österreich als Spitzenkan­didatin der Grünen Wahlkampf geführt und die Bilder von EU-Abgeordnet­en, die vor einer Handvoll Kollegen im riesigen, sonst leeren Sitzungssa­al Reden halten, sind bekannt. Jetzt steht eine Neuverteil­ung des Kuchens an.

Wieso will man es einem Studenten übel nehmen, dass auch er sich um einen solchen lukrativen Job bemüht? Ganz im Sinne des Slogans „Hast du einen Opa, schick ihn nach Europa – auch wer noch studiert, wird nach Brüssel ausrangier­t“, steht dieser Anspruch auch dem Sohn eines Landeshaup­tmannes zu. Die Frage stellt sich andersheru­m: Braucht Europa dieses aufgebläht­e, von den Bürgern nicht legitimier­te, sündteure, sogenannte „Parlament“als Börse für politische Nebenjobs?

Heinz Schreiber,

St. Georgen am Längsee

Berechtigt­e Aussage

Der Jungpoliti­ker Luca Kaiser scheint sich mit dem Spruch „Österreich ist eine Nazion …“doch etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt zu haben. Schade. Zehn Monate hat man gewartet auf den richtigen Augenblick. Seine EU-Kandidatur war der Auslöser. Nun prasselt über ihn Kritik. Wahrheit scheint wehzutun. Luca Kaiser ist ein zukunftsre­icher Jungpoliti­ker, der eine zu pointierte, aber ehrliche, kritische und berechtigt­e Aussage auf die jetzige politische Situation getätigt hat.

Ihm ist zuzutrauen, im EUParlamen­t das geschädigt­e Ansehen Österreich­s anzuheben. Ich wünsche ihm viel Kraft um weiter ehrlich zu sein.

Dr. Mathias Siencˇnik,

Klagenfurt

Die besten Köpfe

Ein Zeichen des neuen Stils wäre die Einführung öffentlich­er Hearings. Kandidatin­nen und Kandidaten für öffentlich­e Ämter sollen sich präsentier­en, damit sich Abgeordnet­e und Öffentlich­keit ein Bild von ihnen machen können.

Was befähigt sie für das Amt, welche Erfahrunge­n und Qualifikat­ionen bringen sie mit und was sind ihre Pläne für die Amtszeit? Auch die Bevölkerun­g soll in diesen Prozess einletzten­dlich gebunden werden und die Möglichkei­t haben, Fragen an die Kandidatin­nen und Kandidaten zu richten.

Daher soll für die Besetzung nicht das Parteibuch die wichtigste Eigenschaf­t sein, sondern Fachwissen, Management­kompetenz und Kommunikat­ionsfähigk­eit. Hearings wären nicht nur eine Stärkung des Landes, sondern würden auch dazu beitragen, dass die besten Köpfe für solche Ämter nominiert werden. Internatio­nal ist diese Idee bereits erprobt.

Im Europäisch­en Parlament etwa, müssen sich alle designiert­en EU-Kommissare den Fragen der Abgeordnet­en stellen. In der Vergangenh­eit führte dies mehrfach dazu, dass Kandidatin­nen und Kandidaten vor Amtsantrit­t ausgetausc­ht wurden, weil sie sich als unqualifiz­iert erwiesen. Das wäre ein neuer Stil, wie er im Wahlkampf versproche­n wurde. Was es dazu braucht, sind keine neuen Gesetze, sondern lediglich der Wille, es zu tun.

Gerline Polesnik,

Rosegg

Visionen

Offen gesagt: „Geht nicht“, 21. 10. Bei all dem Medienraus­chen, dem vielen Geschwätz zu Politik und Gesellscha­ft, stehen Hubert Patterers Kommentare und Bewertunge­n, zuletzt zum Kaiser-Sohn, so einsam wie ein Fels in der Brandung der Versachlic­hung.

Kompliment Herr Patterer, Sie sprechen Klartext. Sie treffen den Nagel halt meistens auf den Kopf, und das kann manchmal wehtun.

Ewald Ruppnig,

St. Veit

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