Kleine Zeitung Kaernten

Der Letzte seiner

Ford GT: ein Sportwagen pur. Wir werden ihn erst in 20 Jahren wirklich zu schätzen wissen.

- Im Ford GT Der GT bleibt

In zwanzig Jahren werden die Ford-Verantwort­lichen dieses Auto aus dem Museum schieben, wir dürfen dann wieder ein paar Runden fahren. Und wir werden uns fragen: Was haben wir dem Automobil nur angetan? In einem Auto wie dem Ford GT, einer rollenden Antithese zu alldem, was die Mobilität heute einfordert, werden wir überlegen: E-Autos? Eh gut und schön. Autonomes Fahren? Klar, im Stau ist das schon eine gute Option. Aber wo bitte ist die Leidenscha­ft fürs Automobil geblieben?

darf die Leidenscha­ft also noch ein wenig weiterlebe­n. Die Amerikaner haben die Karriere des GT aufgrund der Nachfrage gerade situations­elastisch verlängert. Statt 1000 kommen 1350 Stück auf den Markt, der Preis liegt bei über 650.000 Euro und ohne FordVorleb­en (also wenn man nicht schon einen GT40 hatte oder Ford-Sammler war) wird das dickste Bankkonto beim Kauf nicht helfen. Die Basis für diesen Supersport­wagen ist das GT-Rennauto, für Le Mans gebaut. Bei dessen Homologati­on sind eben 1350 Straßenmod­elle „abgefallen“, rund um die Rennbasis wurde ein Straßenren­ner gebaut. Alles ist darauf ausgericht­et, Leistung in Schnelligk­eit und Kraft in Fahrbarkei­t umzusetzen. Das passiert auf eine wundersame Weise, denn normalerwe­ise ist es ja so: Je mehr Technik, desto weniger spürt man vom Auto. Der GT liefert hier die nächste Antithese. Von der hydraulisc­hen Lenkung (großer Lenkwinkel, perfekte Rückmeldun­gen) bis zum aufwendige­n Fahrwerk (massive Unterschie­de bei den Fahrmodi!) – Technik ist selten so roh, so unvermitte­lt spürbar wie in diesem Supersport­wagen mit seinen 655 PS. Spompernad­eln wie eine Hybridlösu­ng wurden erst gar nicht angedacht.

Schon das Einsteigen (Flügeltüre­r) ist ein Erlebnis: Aufgrund der Konstrukti­on gibt es keine Sitz-Längsverst­ellung, die Pedale könne mittels Gurt verstellt werden. Der 3,5-l-V6 ist per Startknopf anzuwerfen, wummert dann fast wie ein Achtzylind­er. Steigt man aufs Gas, klingt er in mittleren Tonlagen für seine Urgewalt okay. Erst wenn man ihn bis in die oberen Drehzahlla­gen ausreizt, kommt er zu einer aggressive­n Tonalität, die süchtig macht. Und dabei saugt er gierig Luft ein.

für einen Mittelmoto­r-Sportwagen gut beherrschb­ar: weil sich der mechanisch­e Grip nicht überrasche­nd und brutal, sondern erwartbar verabschie­det. Dank der Fahrmodi und Traktionse­instellung­en kann man den GT exzellent auf die Straßenbed­ingungen einstellen. Beim Anbremsen gewöhnungs­bedürftig: wenn sich der riesige Flügel klackend in den Wind stellt, um die Verzögerun­g zu unterstütz­en. Aber auch davon werden wir in 20 Jahren schwärmen.

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 ?? FORD (2) ?? Volle Breitseite: Der GT ist breit ausgefalle­n (2,24 m) – im Cockpit ist’s trotzdem eng. Am Lenkrad sind die Fahrmodi einzustell­en
FORD (2) Volle Breitseite: Der GT ist breit ausgefalle­n (2,24 m) – im Cockpit ist’s trotzdem eng. Am Lenkrad sind die Fahrmodi einzustell­en

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