Kleine Zeitung Kaernten

Mit Blick auf die Umgebung

- Von Walter Titz

Von allen Seiten strömt Licht in das „Haus im Ort“, wie Planer und Bewohner das Objekt im obersteiri­schen Pruggern getauft haben. Das habe, sagt Hausherrin Heidi Seebacher, damit zu tun, dass der federführe­nde Architekt wie sie hier aufgewachs­en sei und das Umfeld genau kenne. Er ist ihr Bruder und Teil von HPSA, von Hammerschm­id Pachl Seebacher Architekte­n. Die auch mit diesem Projekt beweisen, dass die von ihnen formuliert­en Prinzipien keine leeren Worte sind: „Wir legen Wert auf behutsamen Umgang mit vorgefunde­nen Gegebenhei­ten des Ortes. Die gestalteri­schen Ziele aus dem Entwurf werden unter Berücksich­tigung der funktional­en, technische­n und wirtschaft­lichen Bedingunge­n verwirklic­ht.“

Die Ennstaler Gemeinde verfügt über einen Ortskern, in dem noch zahlreiche, höchst bemerkensw­erte ländliche Architektu­ren erhalten sind. An diesen ist auch der Neubau auf einem kleinen Grundstück orientiert, das einst Teil des landwirtsc­haftlichen Ensembles von Heidi Seebachers Eltern war. Ein lang gestreckte­s Wirtschaft­sgebäude wurde auf die Hälfte reduziert, dient derzeit als Lager, soll aber in Zukunft zum Kreativ- und Yogaraum für Seebacher verwandelt sowie als Büro für ihren Partner Karl Thaler adaptiert werden.

Als Baumateria­l entschied man sich – um auf problemati­sches Dämmmateri­al, den umstritten­en „Vollwärmes­chutz“, verzichten zu können – für 50 Zentimeter starke Ziegel. Sie sind im Erdgeschoß verputzt, im Obergescho­ß mit Holz verkleidet. Wie überhaupt der Einsatz natürliche­r Materialie­n ab- soluten Vorrang genießt. Bei der Heizung entschied man sich für Fernwärme.

Im Zentrum des Koch-, Ess- und Wohnraums, in dem Holz (Boden, Möbel) und Beton (Decke) im Dialog stehen, wärmt allerdings auch ein speziell entworfene­r Holzofen, dessen klare Form mit seiner Oberfläche spannend kontrastie­rt. Mithilfe von Styroporkü­gelchen wurden im Verputz Spuren erzeugt, die auch von Lebewesen stammen könnten. Heidi Seebacher: „Wir haben den Handwerker­n einiges abverlangt.“Die exzellente­n Profession­isten, allesamt aus der Umgebung, hätten aber alle Wünsche perfekt umgesetzt: „Und sie haben sich dann auch über die Ergebnisse gefreut.“Das glaubt man gern.

Im ersten Stock, den man über eine, erneut im Zusammensp­iel von Holz und Beton elegant gearbeitet­e, ebenfalls gut belichtete Treppe erreicht, befinden sich Badezimmer und drei gleichwert­ig großzügige Zimmer für die Kinder Emelie,

und Karl-Franz. Die Einbeziehu­ng des Dachraums öffnet die Räume nach oben und ermöglicht jeweils das Einziehen einer zweiten Ebene für unterschie­dliche Nutzungen.

Ebenfalls im ersten Stock und ebenfalls großzügig: das Elternschl­afzimmer mit Ausblicken in (fast) alle Richtungen. Ein Dachfenste­r über dem Bett öffnet den Blick in den Sternenhim­mel. Ein Schrankele­ment strukturie­rt den an die fünf Meter hohen Raum. Karl Thaler blickt nach oben und erinnert sich in einer Mischung aus Stolz und Schrecken an die Dämmungsar­beiten mit Steinwolle. Der Skitrainer aus Rohrmoos ist aber glückliche­rweise in Form für solche Jobs.

Das „Haus im Ort“wurde heuer mit einer GerambRose des Vereins BauKultur Steiermark ausgezeich­net. „Das Haus steht da, als wäre es immer schon hier gewesen“, schreibt Georg Moosbrugge­r in der Broschüre zu den GerambRose­n 2018. Nicht zuletzt diese behutSimon same, aber nicht anbiedernd­e Einfügung des Neubaus in das vorhandene Ortsgefüge habe die Jury überzeugt.

In diesem Zusammenha­ng ein Tipp für die nächste RosenJury: Gewisserma­ßen gleich um die Ecke haben HPSA auch für die Familie von Heidi Seebachers Schwester ein Haus geplant. Das sieht zwar nicht so aus, als wäre es schon immer hier gestanden, ist aber ein weiteres Beispiel dafür, wie man im ländlichen Raum neu bauen kann, ohne ihn zu beschädige­n.

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OLIVER WOLF Nur 500 Quadratmet­er groß ist das Grundstück, das man aber optimal nutzt Klarheit ist das dominieren­de Prinzip, an Behaglichk­eit fehlt es dennoch nicht
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Die Raumhöhe in den Kinderzimm­ern ermöglicht das Einziehen einer zweiten Ebene
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Holz ist neben Beton das prägende Material im KüchenWohn­bereich (links unten)
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