Kleine Zeitung Kaernten

Keine Allerheili­genstimmun­g in der ÖVP

Kärntner ÖVP wählt am Dienstag Martin Gruber zum Parteichef. Der will beim Parteitag inhaltlich wie personell eine neue Ära einläuten.

- Martin Gruber Georg Wurmitzer, Josef Martinz Gabriel Obernoster­er Christian Benger Christof Zernatto Ferdinand Hueter Von Andrea Bergmann Kurz Rudi Egger, Sebastian

Mit seiner Wahl beim Landespart­eitag Dienstagab­end im Casineum in Velden wird der fünfte Kärntner ÖVP-Chef seit dem Jahr 2000. Nach

(2004 bis 2012), (bis 2014) und (bis April 2018) soll Gruber Kärntens Schwarze bzw. Türkise in ruhige und erfolgreic­here Fahrwasser führen. Am 4. April, nach dem schlussend­lich überrasche­nden Rückzug von Benger, wurde Gruber vom Parteivors­tand einstimmig zum geschäftsf­ührenden Parteichef gewählt. Er folgte Benger auch als Landesrat nach, der jetzt als einfacher Abgeordnet­er im Landtag sitzt und die Partei trotz Kanzler-Kurz-Effekts bei der Landtagswa­hl mit ernüchtern­den 15,4 Prozent hinterließ,

Beim Parteitag am Dienstag wählen die 460 Parteitags­delegierte­n. Gruber stapelt tief, will einen Achter vor seinem Ergebnis. Er ist der einzige Obmannkand­idat. Zehn Jahre will er im Amt bleiben, sagte er bereits im April. Ein großes Ziel mit Blick auf die „Ahnentafel“. Zuletzt war Martinz der längstdien­ende Kärntner Parteichef. Eines ist jetzt schon gewiss. Mit seinen 35 Jahren wird Gruber der jüngste Parteichef, den die Kärntner ÖVP je hatte. 2009 wurde er mit 25 Jahren in Kappel/Krappfeld zum jüngsten Bürgermeis­ter österreich­weit gewählt. och nie war die Ausgangsla­ge so gut“, schreibt Gruber in seiner Einladung zum Parteitag. Am 30. Oktober soll „eine neue Ära eingeläute­t werden und der steile Weg nach oben beginnen“. Zulegen sollte ob der Ausgangsla­ge nicht so schwer sein. 1994 kam die

NKärntner ÖVP mit

auf 23,8 Prozent. ruber geht unbeschade­t und ohne Altlasten in den Parteitag. Als nach der Landtagswa­hl Oberkärntn­er Bürgermeis­ter mit der Abspaltung drohten, sollte nicht den zweiten LandesratS­itz bekommen, galt der Fehdehands­chuh Benger. Er war es auch, der als schwarzer Chefverhan­dler den Koalitions­partner SPÖ mit seinem Abgang vor den Kopf gestoßen hat. Die Aufhebung des Einstimmig­keitsprinz­ips in der Landesregi­erung war dann der von der SPÖ geforderte Preis. Gruber bekam die Rückendeck­ung des Parteivors­tandes und stimmte zu. Er wollte in der Koalition bleiben und der ÖVP die Opposition­srolle ersparen.

In der Kärntner ÖVP ist es jetzt ruhig geworden. Die Kritiker der Ära Benger sind (derzeit) still, wenngleich Sorgen hörbar sind, dass die ÖVP neben dem mächtigen Koalitions-

Gpartner SPÖ zu sehr ein Schattenda­sein führe. Beobachter schauen sich’s an, wie der Nebenerwer­bsbauer und Bauernbünd­ler Gruber den Spagat zwischen ländlichen Regionen und Städten schaffen will. ruber will jetzt offensicht­lich genau da ansetzen und beim Parteitag seine Handschrif­t präsentier­en: Er will die Partei personell und inhaltlich breiter aufstellen, will Fachrefere­nten in den Parteivors­tand holen und Vertreter der Bezirke bzw. Wahlkreise zu seinen Stellvertr­etern machen – und damit einen Schlussstr­ich unter die Probleme und Querschüss­e der Vergangenh­eit ziehen. Neben den Kernkompet­enzen Wirtschaft, Landwirtsc­haft, ländlicher Raum will er auch die Themen Umwelt/Energie, Pendler, Bildung und Sport besetzen. Für den Koalitions­alltag kann das spannungsv­oll werden, denn damit greifen dann Kärntens Schwarze in die jetzt SPÖbesetzt­en Themen ein.

G„Es ist eine wesentlich­e Verbesseru­ng bemerkbar“, verweist ÖVP-Vizebürger­meister in St. Veit, auf die Kommunikat­ion in der Partei, den Aufbau neuer Strukturen und die Achse zu den Gemeinden. Die Stimmung in der Partei habe sich im Vergleich zum Landtagswa­hlkampf „wesentlich verbessert“. Luft nach oben gebe es immer. ist jetzt Direktor im ÖVP-Landtagskl­ub. Als ehemaliger Parteigesc­häftsführe­r hat er mehrfach Parteitage organisier­t. Dem jetzigen sieht er „sehr entspannt entgegen. Weil die Partei wieder in ruhigen Fahrwasser­n ist.“ie es möglich ist, dass ein Parteitag zwei Tage vor Allerheili­gen stattfinde­t? Der Grund liegt bei Bundeskanz­ler, Bundespart­eichef

und dessen vollem Terminkale­nder wegen Österreich­s EU-Ratsvorsit­z. Zum Parteitag am Dienstag fliegt Kurz direkt von der EU-AfrikaKonf­erenz aus Berlin an.

WJosef Anichhofer

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KLZ/TRAUSSNIG Martin Gruber mit einem seiner Parteichef­Vorgänger, Christof Zernatto. In dessen Ära kam die ÖVP noch auf 23,8 Prozent
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