„Klagenfornia erzählt unsere Liebe zur Stadt“
INTERVIEW. Beim Werbepreis Creos war Philip Smuck der große Abräumer. Wie würde er seine Heimatstadt Klagenfurt bewerben?
Wie fühlt es sich als Platzhirsch in der Kärntner Agentur-Szene? PHILIPP SMUCK: Ambivalent. In Kärnten, das getraue ich mich zu sagen, sind wir unter den drei besten Agenturen, in Wien, wo wir auch ein Büro haben, sind wir die Jungen, die es immer wieder schaffen, oben mitzuspielen. Da wie dort freuen wir uns aber, wenn es einen Preis gibt, denn er ist die Bestätigung der Arbeit.
Dauerhaft nach Wien zu übersiedeln, ist kein Thema?
Wir verfolgen eine andere Strategie. Wir wollen uns nicht einem großen Agentur-Netzwerk anschließen, sondern ein österreichisches Netzwerk schaffen. In nächster Zeit werden wir uns mit einer Agentur in Schladming zusammentun, dann decken wir auch Salzburg und Graz ab. Und das ist auch unsere Stärke: Unsere Kunden ver- kaufen nicht nur im ersten Bezirk in Wien, sondern auch am Land, wir verstehen die Lebenswelt und die Probleme in den Bundesländern. Gleichzeitig sind wir in der Kreation und im Projektmanagement auf Wiener-Level, das ist unser Vorteil. Außerdem: Wenn die Koralmbahn eröffnet ist und es selbstfahrende Autos gibt, ist es egal, wo man sitzt.
Viele Unternehmer klagen, dass sie in Kärnten keine Mitarbeiter finden.
Auch da haben wir eine Strategie: Wenn wir junge Leute haben, dann können die gerne in Wien lernen, man will da ja raus. Aber wenn die Leute Familie gründen wollen, können sie nach Kärnten siedeln und weiter auf dem gleichen Level arbeiten. Ich bin zum Beispiel extrem froh, dass ich meine Kinder in Klagenfurt und nicht in Wien aufwachsen lasse. Mir fehlen diese Soft-Skills in der Bewerbung von Kärnten und Klagenfurt als Standort auch ein wenig. Im Digitalen sind Distanzen kein Thema mehr, aber die Sicherheit, die Beschaulichkeit, die Natur, das gehört besser vermarktet.
Wie würde sich der Werbeslogan anhören?
Erste Ideen auszusprechen, ist bei uns verboten. Man muss sich immer Gedanken machen: Was ist der Kern einer Geschichte?
Sie tragen ein Shirt mit der Aufschrift „Klagenfornia“. Was ist die Geschichte dahinter?
Das Wort gab es schon länger.
habe ich dann den Schriftzug auf Facebook gepostet und bekam extrem viel Zuspruch. Eine Journalistin rief sofort an und meinte, sie wolle die Exklusivgeschichte. Meine Antwort war: Die kenne ich noch nicht. Wir dachten dann daran, unsere Utopie über Kla- genfurt zu schreiben, was die Stadt alles sein könnte, wenn sich die Politik traut. Aber das war zu kompliziert. Nun haben wir Shirts produziert. Sie sind nachhaltig und teuer, deswegen werden wir damit nicht reich. Aber wir tragen diese Erzählung unserer Liebe zur Stadt nach außen. Und das ist mir wichtig. Was aus dem Namen noch wird, kann ich nicht sagen.
Klagenfurt versucht gerade, sein Marketing – vom Tourismus über den Standort bis hin zur Innenstadt – zu bündeln. Kann das funktionieren? Ich bin nicht involviert, aber: Ja, absolut! Und ich geh’ weiter: Wozu brauchen wir im TourisIrgendwann mus viele kleine Gesellschaften. Es geht darum, eine Geschichte zu erzählen. Die muss gut sein, dann erreicht man die Leute.
Überschätzen Sie die Wirkung der Werbung da nicht? Die Murauer-Brauerei produzierte seit Ewigkeiten Limonaden. Wir haben das Produkt jetzt neu designt, nennen es Murelli und bewerben es frecher. Plötzlich ist es ein Verkaufsschlager – und die Leute fragen sogar, ob die Rezeptur geändert wurde, nur weil das Etikett origineller ist. Man muss Dinge nicht schönreden, man sollte sich aber überlegen, was man wie sagt.