Kleine Zeitung Kaernten

Könnten die Zeitungen vereinbare­n, Verletzung­en oder Tötungen mit Messer nicht mehr zu beschreibe­n?

- Dr. med. Rainer Schroth, Obervellac­h

Österreich gehörte über viele Jahre zu den Ländern mit den höchsten Suizidrate­n. Innerhalb Österreich­s war, bezogen auf die Bevölkerun­gsanzahl, Kärnten vorne dabei und innerhalb Kärntens war es das Mölltal. In diesem Tal lebe ich.

Heute kennt man über die Medien verbreitet­e Orte wie Brücken und andere Orte als Suizid-Orte. Bei uns im Mölltal gehen die Leute „ins Wasser“. Zahllose Nachahmer-Suizide sind bekannt; in der Medienwirk­ungsforsch­ung, Sozialpsyc­hologie und Soziologie als „Werther-Effekt“bezeichnet.

Als sich Medien in den 70er-Jahren entschloss­en, die Art des Todes nicht mehr als Suizid, auf diese oder jene Art und Weise, zu beschreibe­n, reduzierte sich die Anzahl von Suiziden drastisch und besonders auch die der Nachahmer.

In einem Agreement der Zeitungen sollte man sich entschließ­en, das Wort Tötung oder Verletzung mit einem Messer oder Messeratta­cke o. Ä. nicht mehr zu verwenden. Wäre dies möglich?

Ich bin mir sicher, es würde nur wenige Monate dauern, bis sich Messeratte­ntate signifikan­t reduzieren.

Keine gute Maßnahme ist ein unkontroll­ierbares Verbot, Messer nur mehr an Inländer zu verkaufen. Dass zu der ohnehin unüberscha­ubaren Flut von Gesetzen dadurch noch einige dazukommen, kann ebenfalls in niemandes Interesse liegen.

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